Michelin Power Cup2

Motorrad: Ducati Multistrada MTS 1000 DS
Total gefahrene Distanz bis dato mit dem Reifen: 819 km

Einsatzzweck:
Fahrt auf die Rennstrecke und 2 Tage Renntraining in Anneau du Rhin, danach zurück nach Hause.

An einem Montagmorgen ging es bei strömenden Regen los. Die Situation war also für diesen Reifen denkbar schlecht, doch überraschenderweise ist der Grip selbst bei stehendem Wasser relativ hoch.
Aber ich gebe zu: Ich war weit davon entfernt, schnell auf der Strasse unterwegs zu sein, aber beim Mitschwimmen im Verkehr gab es keinerlei Probleme, keinen Rutscher, nichts.

Angekommen auf der Rennstrecke begann es just wieder zu regnen.
Da ich aber noch die Spiegel entfernen musste, ging ich erst bei abtrocknender Strecke raus in das Sektionstraining.
Es standen noch das Kreisfahren und die Bremsübungen an. Bei beiden war die Strecke, die übrigens komplett neu asphaltiert ist, noch nass.
Beim Kreisfahren zeigte der Michelin Power Cup 2, dass er auf der Flanke sehr gut federt und hilft, Unebenheiten und Absätze sehr fein zu kompensieren.
Weiter fiel mir hier schon auf, wieviel Wärme und Grip der Reifen trotz noch ordentlich feuchter Strecke aufbaut. Allerdings muss ich zugeben, das ich mich zuerst nicht traute, da mir der Reifen fast zuviel Vertrauen zuliess.
Kein Zucken, kein Rupfen, und wenn man mal die feuchte Begrenzung überfährt, zeigt der Hinterreifen sanft und mit leicht merklichem Zucken an, dass er jetzt keinen Grip mehr hat.

Bei der folgenden Bremsübung zeigt der Reifen zum ersten so richtig, welchen unglaublichen Grip er hat. Beim Bremsen verkrallt sich der Reifen förmlich in den Asphalt. Die Bremswirkung ist dadurch enorm hoch.

Nach dem Mittagessen geht es in’s freie Fahren. Die Strecke ist trocken, Temperatur um 24 Grad, leicht bewölkt.
Und ich bin von der ersten Runde an geflashed. Die Ducati klebt förmlich in der Kurve. Ich überrasche mich mal für Mal, weil ich feststelle, dass ich mitten in der Kurve viel mehr Gas geben kann.
Das führt dazu, dass ich bei den Ueberholmanövern auf der Aussenseite mitten im Manöver deutlich mehr Gas geben kann.
Am Ende des Tages fahre ich bis auf den schnellen Rechtsknick und die drei folgenden 3 Rechtskurven alle Kurven einen Gang höher.
Der Reifen baut sehr schnell und gleichmässig Temperatur auf (initial vorne 2,2, hinten 2,1 bar), die er dann behält.
Nach 20 Minuten-Stints hat der Reifen rund 75 bis 80 Grad, nach 20 Minuten abkühlen sind es immer noch rund 40 – 45 Grad.
Was weiter auffällt: Dank den Flanken ohne Negativ-Profil sind mit der Multistrada für mich unglaubliche Schräglagen möglich.
Ständig setzt schon am Montag der Schuh oder die Fussrasten auf.

Die Funken werden mich auch am Dienstag begleiten.

Der Reifen macht sich aber auch bei Rundenzeiten bemerkbar.
War ich bisher nur in der Lage, eine Runde lang den schnellen und schnell gefahrenen 1000ern zu folgen, kann ich nun, sofern ich präzise fahre, über 3 – 5 Runden an den 1000ern dran bleiben und immer wieder zurücküberholen.
Das fällt auch anderen auf, mit denen ich schon jahrelang in Anneau du Rhin fahren. Diese haben dieses Jahr ebenfalls festgestellt, dass die Multistrada mit den Cup 2 wesentlich besser um die Kurve geht und deutlich höhere Kurvengeschwindigkeiten aufbauen kann.
Trotz deutlich höherem Schwerpunkt sind diese Kurvengeschwindigkeiten nun auf der Höhe der Superbikes.
Die Multistrada reagiert auch deutlich neutraler. Sowohl in der langen Rechtskurve auf die lange gerade als auch beim schnellen Rechtsknick untersteuert die Ducati nicht mehr.
Auch beim FlicFlac kann nun nach dem initialen Einlenken links voll an’s Gas gegangen werden.

Am Dienstag war es dann wärmer. Der hintere Reifen zeigte deutlich höheren Verschleiss auf der Schulter und der Flanke.
Ich nehme 0,2 bar raus und sofort ist das Reifenbild wieder normal (Vorne 2,1 bar, hinten 1,9 bar kalt).

Das Problem ist nun, dass meine Stiefel zu früh aufsetzen.
Auf die nächste Saison hin werde ich um 1 cm, den Lenker auf beiden Seiten um 2 cm, kürzen müssen, um den Fahrstil weiter in Richtung modernem Fahrstil zu heben und somit auch die Schräglagen weiter auszubauen.

Der Cup 2 ist ein absolut heisser Tipp für einen Rennstrecken-Reifen, der auch auf der (trockenen) Strasse perfekt performt.
Ich werde mir in Zukunft also auf jeden Fall immer ein Felgenset mit diesem Reifen bereit halten, wenn es auf die Rennstrecken geht.

In Kurz für die Rennstrecke:
Der Reifen ist gaga, einfach gaga, und klebt wie Leim. Ich bin begeistert.
Und hebt dabei das Level des Fahrers und des Fahrzeuges auf ein mir bisher unbekanntes Niveau.
Verschleiss: Es sollte nochmals für 2 Tage reichen.
Gesamtnote 6 von 6

Strasse:
Auf 120km bin den Reifen auf meiner Hausstrecke gefahren.
Der Reifen kann auch hier glänzen, aber es gibt ein grosses aber.
Sobald man innerorts fährt, küht der Reifen ab. Das führt dazu, dass man, sobald man wieder angast, riskiert, dass man den Reifen überfährt.
Was heisst das: Die Oberfläche wird sehr schnell heiss, aber der Kern des Reifens hängt hinterher bei der Temperatur-Entwicklung. Und sobald Wärme im Reifen ist, kommt der nächste Ort, man muss 50 fahren und der Reifen kühlt ab.
Und so rubbelt man die Oberfläche runter.
Ich habe so über 120km mehr vom Reifen abgebaut, als an einem ganzen Nachmittag auf der Rennstrecke.

Fazit:
Der Reifen ist auf der Rennstrecke genial, fährt sich wie ein Slick und ist trotzdem Strassenzugelassen.

Für mich ein Wahnsinssreifen.

Beste Grüsse

sam