HondaHarry
Beiträge: 1493
Mitglied seit: 14.7.2002 Wohnort: Wien Status: offline
|
Hallo Leute !
Beim Lesen der Geschichte vom Steveman "Days of Glory! 03" hab ich wieder Tränen gelacht. Meine bessere Hälfte hat es mittlerweile aufgegeben mich so komisch anzuschauen, da sie weiß, daß ich wahrscheinlich wieder ein tolles Gschichtl vom Steve lese.
Der Mann ist der geborene Geschichtenerzähler. In dieser lustigen Weise ist er unschlagbar, aber wahrscheinlich hilft da auch einiges, da er LIVE dabei war.
Diese Geschichte da hat mich allerdings (so wie alle anderen Geschichten auch) an meine eigene Jugend bzw. an meine Sturm- und Drangzeit erinnert. Dieses Gschichtl allerdings in besonderem Masse an eine Begebenheit in der ich selbst der Hauptdarsteller war. Das hätte sicherlich auch ins Auge gehen können, allerdings hatten wir, obwohl wir so wilde Hunde waren, auch immer einiges Glück und vor allem jede Menge Schutzengel auf unserer Seite.
Zur Info, ich bin ein Frühsechziger und konnte die erste Zeit noch geniessen, als es beim Mopedfahren noch keine Helmpflicht gab. Also düste ich ohne Helm mit extrem frisiertem Moped (rotes Taferl) durch die Gegend. Auch damals flossen die Tränen in Strömen, denn nur eine "saucoole" total schwarze Sonnenbrille auf der Nase bei Tempo 100 oder mehr, verhinderte jede Sicht und das exakte Wahrnehmen der Umwelt. Aber egal, nur nicht vom Gas gehen, sonst brauchte man wieder eine Ewigkeit die ewig lange übersetzte Gurke auf Speed zu kriegen. Da ich damals schon eine Art Turbomoped hatte, konnte ich die fatalen Anhaltungen und die damit verbundenen Strafen immer abwehren. Ich hatte da nämlich einen Trick: ich zog den Schlauch (Überdruckschlauch) vom Vergaser ab und somit bekam der Vergaser "Falschluft" und die Gurke ging keine 50 km/h mehr. Damals ging diese Geschwindigkeit locker durch. Obwohl natürlich einige Gendarmen auch nicht die deppertsten waren und mir natürlich auf den Kopf zusagten: "Da hast sicher was gmacht, du bist mit der Mopetten wia a Wahnsinniger do übern Berg obakumma. Wenn des 50 woren, dann friess i an Besn !" Meine Antwort war dann meistens: "Is Ihna nur so vurkummen, weil die Kraxn halt schon a bissl laut is, aber ich krieg für die alte Gurken aus de 70er Jahr kanne gscheiten Ersatzteile mehr !"
Für diese Aussage geht man heute wahrscheinlich in den Bau ! Ausserdem gab es am Anfang ja ganz selten diese blöden Walzen und so ging es meistens mit einer Verwarnung aus: "Waun i di des nächste Mal dawisch, fohrst in die Muthgassn, und durt weanst da die Kraxn schon zerlegen und draufkumman, warum die auf amoj nimmer gscheit geht ! Schleich di und kumm ma nimma unter die Augn, du Kretzn !" Sich schimpfen lassen war billiger als löhnen und so setzte man ganz einfach einen Unschuldsblick auf und beteuerte immer wieder, dass man brav fahren werde.
Da mir dieser ganze Streß aber irgendwann auf den Zeiger ging, beschloss ich, eine Fahrschule heim zu suchen, um den damaligen AJ zu machen (für alle Jungspunde: AJ war von 16 - 18 Jahren, der sogenannte Kleinmotorradführerschein, mit dem man mit 50 ccm im Prinzip so schnell wie mit einem richtigen Motorrad fahren durfte, ich glaube nur auf der Autobahn durfte man nicht andrücken, habe ich aber sowieso nie probiert, weil mir das zu gefährlich war).
Um aber auf den Grund des Vorfalles zurück zu kommen. Schuld war die Fahrschule ! Da ich die ganze Lernerei schnellstmöglich hinter mich bringen wollte (ein fauler Hund war ich immer - mit möglichst wenig Aufwand den größtmöglichen Nutzen ziehen und das schnellst möglich, denn sonst verginge mir sicherlich die Lust daran), ging ich auch brav 2x die Woche in die Fahrschule. Und da unser alter Fahrschulleiter mir immer auf den Geist ging und mich vor allen anderen belehrte, setzte ich meist den Helm auf um damit in der Fahrschule aufzutauchen (Im Hof war der Parkplatz und da standen meist auch schon alle und rauchten noch schnell die letzte Tschick bevor es losging, wenn ich auf den letzten Drücker durch die enge Zufahrt gezischt kam, um die Standpauke des Fahrschulleiters an mich, mit zu erleben. Ich war offenbar sein bevorzugtes Opfer, denn immer gab es etwas, an dem er etwas auszusetzen hatte (kein Helm - nur am Anfang, zu schnell im Hof, Bremsschleiferl vor den Mädels in seinem Schotter, Moped abstellen auf SEINEM Parkplatz - das machte bei den Mädels natürlich was her, denn das traute sich ja sonst keiner *gg*, etc. etc.)
Also an besagtem Tag war ich bei einem Mädel und natürlich kam ich erst in allerletzter Minute weg. Auf der Fahrt in die Fahrschule mußte ich in der Nähe von zu Hause vorbei und so holte ich mir noch meinen Helm um die Standpauke in der FS zu vermeiden. Dadurch wurde es natürlich noch später und so quetschte ich meine alte KTM Comet 504 S bis aufs Letzte aus.
Auf dem Weg zur FS gab es einen Linksknick der annähernd voll ging, also knappe 100 kmh. Wir als am Stadtrand aufwachsende Jugendliche sahen das nicht mehr als Ortsgebiet und so wurde angedrückt, was die Geräte hergaben. Im dicht verbauten Stadtgebiet fuhren wir ja eh einigermassen pomale, aber da draussen gab es nur ein paar Kleingärten und so wurde gebolzt. Mittlerweile ist das ganze Gebiet dichtest verbaut und es gibt eine ausgedehnte 30 kmh Zone.
Aber egal, an diesem Tag ging der Linksknick nicht voll, denn ein LKW hatte jede Menge Schotter dort abgeladen und meine sehr dunkle Brille und die natürlich hoffnungslos überforderten Bremsen taten ihren Teil dazu, dass mir zuerst das Vorderrad wegklappte (wir fuhren damals ja richtige Asphaltschneider) und dann kam das Heck. Ich spürte zuerst den Aufprall am Asphalt und meine Haut nahm an den Händen sofort den dort verteilten Schotter in sich auf. Ich merkte auch wie ich auf dieser Schotteroberfläche entlangrutschte und dennoch wurde es unter der Jean mächtig heiß. Dann bekam ich einen mächtigen Schlag auf meinen rechten Knöchel. Dass dieser dabei zu Bruch ging, weil ich damit einen Gartenzaunsteher fast abgerissen hatte, bemerkte ich in diesem Moment noch nicht, denn mein Vorwärtsdrang wurde durch den Maschenzaun noch immer nicht gestoppt. Ich merkte wie ich unter den sich nach oben krümmenden Maschendrahtzaun durchflog. Dann sah ich Erde fliegen und ein paar Rosenstöcke, die ich auf meiner Flugbahn aus ihrem angestammten Element entfernte. Dann flog ich noch über ein paar Waschbetonplatten und schlußendlich stoppte mich eine dünne Brettertür, welche ich aber natürlich aus ihren filligranen Angeln gerissen hatte.
Da lag ich nun und im ersten Moment wußte ich nicht, ob ich ein Männlein oder ein Weiblein war. Viel Zeit um diese essentielle Frage des Lebens zu klären blieb mir allerdings nicht, denn eine schrille Stimme schrie mich an: "Herst bist denn du deppat ? Schau da meine Rosen an !" Und als er den kaputten Zaun sah, quitschte er fast: "Ojda mei Zaun ist ja a hin, da bist unten durchgflogn !" Mir fiel im ersten Moment nix besseres ein als: "Wos glaubst wi i do sonst herkum !" Er wieder: "Und alle meine Rosen san hin !" In dem Moment schoß die erste Schmerzwelle durch meinen Körper und ich fuhr den alten Rosenfuzzi an: "Herst i bin hoibat hin, und du scheißt di wegn deine Rosen au ! Hol lieber a Rettung du Vogel !" ER wieder: "I hol ned die Rettung sondern die Polizei, die solln die Eierschädel glei mitnehmen und einsperren".
In dem Moment sah ich, dass das Blut aus der Arterie (ich hoffe das stimmt jetzt, bin ja kein Mediziner) rausschoß und zwar in richtigen Bumpbewegungen. Ich also auf den linken Fuß und richtung Moped. Das sah gar nicht mal so arg aus, nur der hintere Kotflügel (wir hatten damals noch richtige Blechkotflügel) war zwischen Reifen und Heck eingekeilt und da er eh eingerissen war und fast schon ab, riss ich ihn einfach runter. Spiegel waren beide hin, und auch die Hebelenden waren ab, aber doch noch brauchbar. Das alles während der Alte die Welt nicht packte und sich nur um seine Rosen kümmerte. Heute würde ich den Dillo wegen unterlassener Hilfeleistung vor den Kaddi zerren. Irgendwann sah er dann doch, dass ich an meiner Mopettn herumwerkelte, den Lenker einigermassen gerade stellte und schrie mich an: "Was machstn da ?". Du Vollid..t laßt mich ja verbluten, weilst dich nur um deine gschi....n Rosen kümmerst. Ich muß ja irgendwia ins Spital !" ER: "I laß di da ned weg, weil sonst gehst ma in die Blia !" Ich: "Dann schreib da halt die Nummer auf - i foa ins Spital". (Soetwas wie ein Handy gab es damals noch nicht !) Noch bevor der Alte auch nur irgendeine Aktion setzen konnte schnappte ich mir ein Einkaufssackerl, welches auf der Holzbank vor seiner Hütte lag, stieg mit dem Fuß rein und quetschte den oberen Rand unter die Jeanhose und weg war ich, auf dem Weg ins Böhler. Wohlgemerkt von Aspern ins Böhler auf der Mopettn mit einem gebrochen Knöchel (6fach Splitterbruch - daran werde ich noch heute erinnert *scheiße*).
Im Böhler bei der Anmeldung: "Was haben Sie für ein Problem ?" Ich darauf: "I glaub i hab ma den Knöchel gebrochen, außerdem spritzt des Bluat ziemlich ausse, der Tennisbock ist schon ganz voll und schön langsam wird ma schlecht !" Der Typ hechtete auf seine Budel, sah das ganze Ausmass der Sauerei und auf einmal war ich auf so einem Bettwagerl und gleich darauf war auch eine ganze Schar Ärzte oder Helfer in weißen Kitteln um mich und ich wurde sofort in die Akutaufnahme gebracht. So ganz genau kann ich mich ja gar nicht mehr erinnern, denn mir war ja mittlerweile wirklich sauschlecht.
Nach einem Aufenthalt von 10 Tagen im Böhler durfte ich dann nach Hause. Mein Vater holte mich mit dem Auto und da er in der Zwischenzeit das Moped abgeholt hatte, wollte ich dieses natürlich sofort sehen.
Tja was soll ich sagen, ein paar Tage später war wieder Fahrschule und da ich ja fertig werden wollte, fuhr ich mit Gipsbein, aber mit Helm in die FS. Und blöderweise sah mich unser Fahrschulleiter, als ich mit dem Gipsbein abstieg und so folgte die nächste Standpauke. Blöderweise war kein Bremsschleiferl möglich - mit rechtem Fuß in Gips war kein Bremserl möglich *gg*
Eine Lehre habe ich allerdings aus diesem Vorfall gezogen, der mich für mein weiteres Leben geprägt hat: keinen Meter mehr ohne Helm !!!! - und das obwohl das nun mehr als 25 Jahr her ist ! Der Helm hat mir sicherlich das Leben gerettet, denn da waren 3 ordentliche Scherzeln weggeschliffen ! Wenn ich das mit dem Kopf gemacht hätte, weiß ich nicht, ob ich hier noch diese Zeilen schreiben könnte.
Meine Gschichtln sind sicherlich nicht so gut wie die vom Steveman, aber auch ich habe die wilde Zeit überlebt und könnte da noch einige Anekdoten erzählen. Ich fand sie damals eigentlich als recht lustig und heute sowieso. Manche Situationen waren vielleicht für Aussenstehende eher verrückt, als lustig. Aber wenn ich meine alten Freunde treffe, dann hauen wir uns noch heute darüber ab. Ich werde in unregelmäßigen Abständen auch versuchen, meine Gschichtln in einigermassen vernünftige Worte zu fassen.
Wünsche noch einen schönen Abend und hoffentlich hat euch mein Beitrag mehr amüsiert als gelangweilt !
HondaHarry
|