MK1971
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ORIGINAL: Muhhh quote:
Und ich kann dir sagen, dass man im Regen ganz normal fahren kann wie am trockenen, es ist nicht viel anders, ausser im Grenzbereich. Auch wenn du nach diesen Zeilen alles sehr schön erläuterst, würde ich derartige Aussagen gegenüber einem Anfänger vermeiden. Im Regen zu fahren ist IMMER besch***ener als auf trockener Fahrbahn. Erst mit der Zeit bekommt man ein Gefühl wie, wann und womit etwas geht. Also ich würde gerade einem Anfänger genau das sagen, weil die größte unfallgefahr im Regen davon ausgeht, daß sich die Leute ankacken. Ich war vom 30.5. bis 1.6. in den Dolomiten, das war das Wochenende, wo das Hochwasser losging. Wir waren 2,5 Tage von 3 Tagen im Regen unterwegs, weil wir einen Anfänger mithatten. Nun nach den 3 Tagen führ der im Regen schneller als am Trockenen, denn das hatte er eben mit uns gerade geübt und am Trockenen hatte er die typische Angst vor Schräglage bei mehr als 60kmh Geschwindigkeit, er dachte, der Reifen könnte rutschen. ;) Ich würde so sagen (und genau in dieser Reihenfolge nach Häufigkeit): Unfallursache Nr. 1: Unsicherheit, Angst, und daraus resultierende falsche Reaktionen Unfallursache Nr. 2: Unkonzentriertheit, Übermüdung, Unachtsamkeit Unfallursache Nr. 3: Überschätzung, Panik, Angstreaktionen auf der Bremse Unfallursache Nr. 4: Berechenbare äussere Umstände wie Dreck, Tiere, Nässe, Schlaglöcher, andere Verkehrsteilnehmer Unfallursache Nr. 5: Unberechenbare äussere Umstände und echtes Fremdverschulden Für Anfänger finde ich das ganz wichtig zu wissen, denn natürlich kann er sich jahrelang langsam herantasten und den einen oder anderen Unfall als Erfahrung verbuchen, bis er weiß wie er sich bei Unfallursache Nr. 3 und 4 zu verhalten hat, aber wenn er von Anfang an entspannt an die Sache herangeht, sich im Regen ohne Angst vor Gefahr "spielt", wird er das wesentlich sicherer und unfallfreier und schneller lernen, wo was wie reagiert und somit Unfallursache Nr. 1, 3 und 4 weitgehend ausschließen. Daraus resultiert wiederum eine Reduktion der Unfallursache Nr. 2 (weil weniger Anstrengung). Wie man sieht, kann man mit ziemlich einfachen Möglichkeiten, nämlich indem man Entspannung und Sicherheit "erzeugt" die 4 häufigsten Unfallursachen sehr sehr stark reduzieren. Grundsätzlich hast du recht, aber der Zugang ist von mehreren Seiten möglich. Einmal mit dem Basiswissen, daß es im Regen beschissener ist als im Trockenen (erzeugt Angst und Unsicherheit) und einmal, daß es im Regen wesentlich einfacher ist das Gefühl des Reibungsverlust langsam und kontrolliert zu erfahren, ohne daß man einer größeren Gefahr ausgesetzt ist (erzeugt Entspannung und Sicherheit). Ich finde die zweite Variante wesentlich angenehmer für das Gefühl am Motorrad und besonders wichtig für Anfänger. Wenn ich im Regen unsicher bin, gibts paar Dinge: Ruckartige Vollbremsung auf gerader Strecke bei 50-60kmh (kurzes pressen und sofortiges lösen der Bremse, immer stärker bis der Vorderreifen blockiert) um meinem Körper zu zeigen wann genau der Reifen die Haftung verliert. Und in jeder Kurve wo es möglich ist, im Scheitelpunkt mit hoher Drehzahl Gas geben, bis der Hinterreifen seine Spur verläßt, auch um meinem Körper zu zeigen wo dieser Bereich beginnt. Das dauert keine 5 minuten und man fährt doppelt so sicher wie zuvor. ;) Man muss es auch nicht verstehen, das "zeigen" reicht schon damit das Stammhirn seine Programme daraus bastelt und wesentlich besser damit umgeht, als wir es jemals bewußt machen könnten. (Da das Stammhirn nicht digital arbeitet, weiß es wesentlich genauer als ein Computer in welchem Reibungsbereich wir uns befinden. Wie wennst beim Wandern mit Bergschuhen auf schrägem Gelände in den Gatsch steigst, du "weißt" ob du rutscht oder nicht und du verhinderst das Rutschen wenn es möglich ist, ohne jemals schon dort gewesen zu sein, und sogar mit komplett fremden Schuhen.) Genaugenommen kann man es gar nicht verstehen, is so wie bei der Schräglage. Versuch jemanden zu erklären wie du die einzig korrekte Schräglage findest. Geht nicht, das Großhirn hat abslut keine Ahnung davon, null Plan, keine Möglichkeit es zu erkläre oder zu verstehen. Die einzig mögliche Schräglage pro Kurve, Radius, Geschwindigkeit und Fahrbahnneigung wird vom Stammhirn gewählt und sie stimmt. Ein Grad mehr oder ein Grad weniger und wir liegen in der Botanik. Aber wie veränderst du die Schräglage bewußt? Geht nicht, du kannst die Geschwindigkeit (Bremse, Gas) oder den Radius (Lenken) verändern, aber nicht die Schräglage und dein Körper macht alles notwendige um sofort im perfektem Ausgleich zwischen Schwerkraft und Fliehkraft zu sein. Aber sobald wir in diesen Prozess eingreifen, eben durch Angst oder Panik (meist wird gebremst) stürzen wir auch schon fast oder eben wirklich. Und das weiß der Anfänger nicht aus der Fahrschule. Aber wenn er es weiß, wird ihm wesentlich weniger passieren. ;) Das Großhirn kann es absolut nicht verarbeiten, hat nichtmal Ressourcen dafür und wäre in der Tat viel zu langsam, mal abgesehen davon, daß es gar keinen direkten Zugang zum Zentralnervensystem hat um die Bewegungen zu steuern. Also ist es das wichtigste diese Bewegungsprozesse nicht bewußt machen zu wollen, man kann nichts anderes als scheitern. :P Ich habs schon mal wo geschrieben: Kann jeder ausprobieren, egal wie bewußt und konzentriert man versucht, mit dem linken Fuß im PKW zu bremsen, es wird nicht klappen. Daran sieht man, was passiert wenn man festgelegte Bewegungsprogramme bewußt steuern will, man muß froh sein, wenn man keinen Unfall baut. Motorradfahren im Regen ist praktisch dasselbe. Würden die Leute es einfach lernen, würde nichts passieren. Aber nein, man meidet regen, braucht 100 Hilfsmittel und kackt sich immer noch davor an. Schlechter kann man an die Sache nicht rangehen, finde ich. :)
< Beitrag bearbeitet von MK1971 -- 12.7.2013 16:45:56 >
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Zum Streiten gehören zwei! Aber nerven kann ma auch alleine. Ich streite nie! Ich versuche nur zu erklären warum ich Recht habe.
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