Days of Glory! 02 - 30.8.2004 9:28:00
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steveman
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Mitglied seit: 1.7.2003 Status: offline
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Days of Glory. Kurzgeschichten aus der früheren Mopedszene
002
Die Landschaft flog in irrwitzigem Tempo vorbei. Der Hannes legte die 1100er Suzuki mit Vehemenz in die Kurven und konnte ganz leicht an die vor ihm fahrende ZZR-1100 aufschließen. „Hehe“ dachte der Hannes „doch ned so des Wahre in den Kurven die Blade Kawa“. Der Trupperl auf der ZZR sehnte die nächste Gerade herbei, wohl wissend, dass er nur dort der getunten 1100er Suzuki Paroli würde bieten können. Hinter den Beiden brüllte die 1000er Yamaha vom Goggo durch die offene Renntröte. Im Prinzip drei übermäßig laute Boden-Boden Raketen die offensichtlich ihren Spass auf öffentlichen Strassen genossen.
Nach Sollenau kam dann endlich der vom Trupperl ersehnte Streckenteil. Kurz nach dem Kreisverkehr führte der Weg auf Nebenstrassen fernab der B17 in Richtung Wr. Neustadt. Ein mörderisches Stück Straße, mindestens 4 wenn nicht 5 Km völlig gerade. Ungefähr in der Mitte eine Kuppe. Aber keine Kleine. Der Hannes beschleunigte, genauso wie der Goggo absolut voll aus dem Kreisverkehr heraus wodurch der Trupperl ins Hintertreffen kam und nur als dritter auf die Mördergerade hinaus kam. Er drehte am Hahn von der ZZR und schaltete ohne Kuppeln und mit minimalen Gaslupfern die Gänge durch. Der Zeiger vom Tacho beschleunigte ohne Ende, 200,220,250… Die ZZR sog sich an den beiden anderen vorbei und ging in Führung. Keiner der Herren Rennfahrer hatte aber beim Überfahren der Kuppe jemals mehr als 200 auf der Uhr. Auch dieses Mal drehten sowohl der Hannes als auch der Goggo ab. Dies blieb dem nach vorne orientierten Trupperl allerdings verborgen und er stach mit 270 auf der Uhr auf die Kuppe zu.
Wer die Strecke kennt weiß, dass man bei ca. 200 locker abhebt und ein paar Meter weit hüpft. Nun als der Trupperl erkannte das die Kuppe bei dem Tempo die Freundlichkeit der Berg-Isel-Schanze hatte war es fast zu spät. Mit geschlossenem Hahn und leicht angezupfter Vorderbremse fetzte die Kawa, immer noch gute 240 schnell, über die Kuppe. Keine Frage, das waren mehr als 70 cm Flughöhe. Die Kawa flog also in gut 70cm Höhe dahin. Und weit. Wie weit? Keine Ahnung, aber weit. Blöd nur das die Kawa in Flightmode quasi nicht steuerbar war und daher begann sich eigenmächtig in Richtung Gegenfahrbahn auf den Landeanflug vorzubereiten. Das wäre auch nicht weiter tragisch gewesen wenn nicht genau auf der geplanten Landebahn ein Installateur mit seinem Lieferwagen mit motiviert erscheinendem Tempo entgegen kam.
Als er den Flugkörper sah, wollte er kurz nach links ausweichen, was aber nicht ging denn da kamen ja die Anderen, völlig korrekt auf ihrer Seite daher. Der Installateur beschloss in weniger als 3/1000 Sekunden bei gut 120 das Lenkrad ruckartig nach rechts zu reissen und den alten Renault 4 in die ausgesprochen unebene Wiese zu schmeissen. Der R4 schoß zuerst gerade und dann leicht nach rechtsdriftend durch den Acker, Fetzen flogen durch die Gegend und der Installateur klammerte sich zwischen herumfliegenden Zollrohren, Polokalteilen und Abflussgensen fest. Der R4 kam dann aber trotz des leichten Drifts wieder gerade und rollte aus. Der Installateur war sicher froh, dass er eine zweite Arbeitshose im Auto hatte.
Zeitgleich zu den erschreckenden Erlebnissen des Installateurs war die Kawa im Landeanflug. Gear down und runter. Mit einem 2 Sekunden-Herzstillstand bemerkte der Trupperl den weissen R4 der auf der Landebahn daherkam aber dann Gott sei Dank gleich in den Acker abbog. Mit Stil, bravo! Die Kawa legte eine harte Zweipunktlandung hin, die Funken spritzten deutlich sichtbar und die Federelemente schlugen durch das es dem Trupperl fast die Wirbel aus der Säule prellte. Der Trupperl ließ sich aber nichts anmerken, schaltete zurück und beschleunigte wieder um den Vorsprung an den Stadtrand von Neustadt zu halten. Die beiden Anderen, die nach dem Megasprung der ZZR beschlossen den Heat abzubrechen sahen nur wie sich ZZR und Reiter immer weiter entfernten.
Als Goggo und Hannes beim Würschtelstand ankamen, stand der Trupperl schon lässig rauchend, aber deutlich blasser als sonst da und sagte: „No Burschen, wo woarts denn? No a bisserl spazieren gfoahrn?“ „Deppata“ sagte Hannes „ du bist jo ned gaunz dicht. Die Kawa ist mindestens 20 waunn net 30 Meter weit durch die Luft geflogen. Sog amoi wie deppat muass ma sei waunn ma mit 250 über’d Kuppen nagelt? I man du Trottel wohnst jo do oiso kennst des. Wenn des an’ der die Strecken ned kennt passiert sog i jo nix!“
„Ah geh, is eh olles leiwand gangen du Gacker“ meinte der Trupperl trocken. Er fühlte aber eine gewisse Feuchtigkeit im Unterhoserl. Die ZZR-Verkleidung war an der Unterseite auch stark mitgenommen.
Der Installateur wählte ab diesem Tag eine andere Strecke in die Arbei und der Trupperl fuhr weiterhin ziemlich deppert durch die Gegend. Bis zu dem Tag wo er am Heilsamen Brunnen (in der Nähe von Sollenau) die ZZR mit Macht zerstörte. Aber das ist wahrlich eine andere Geschichte.
greez euer steveman
PS. Bitte NICHT BÖSE SEIN WENN ICH NICHT ALLE POSTS BEANTWORTEN KANN!!! habe so ein echo nicht erwartet.
PPS. Bitte NICHT BÖSE SEIN WENN NICHT ALLE GSCHICHTLN GLEICH GUT SIND aber ich kann sie nur so erzählen wie sie waren. sie werden nnicht besser. sie sind wie sie sind.
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