chris-XX
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« Bimota wiedergeboren » 
Ein Interview von Alan Cathcart mit Lorenzi Ducati und Giuseppe Della Pietra
Nach einer Achterbahnfahrt, die sogar für italienische Verhältnisse ausserordentlich bewegt war, ist Bimota wieder im Geschäft. Nachdem die Türen im Juni 2000 geschlossen werden mussten - als Opfer einer verworrenen Geschäfts-Politik rund um Steuerprobleme, Dollarschulden, interner Betrügereien und Querelen - lag das traurige Geschick der Rimini-basierten Spezial-Manufaktur in den Händen der Konkursverwalter, die sich durch die Hinterlassenschaft wühlen und versuchen mussten die Bilanzen zu bereinigen. Nach einer Reihe von Fehlstarts ist es nun geglückt eine von fünf interessierten Investoren- gruppen aus Italien, den USA, Grossbritannien und Frankreich auszuwählen und als neuen Bimotabesitzer zu bestätigen, nachdem eine Übereinkunft zur Übernahme der verbliebenen Aktiven mit dem Liquidator gefunden werden konnte.
Vor allem beinhaltet dies das Recht, zur Benützung einer historischen Marke, die bis ins Jahr 1973 zurück reicht und deren Name Bimota aus den Namen der drei Gründer gebildet wurde: BIanchi, MOrri und TAmburini. Massimo, der grösste italienische Design-Guru der letzten beiden Dekaden, verfeinerte seine Handwerkskunst als Michelangelo des Motorrades in den ersten Jahren von Bimota bevor er solche 2-Rädrigen Design-Ikonen wie die Ducati 916 und MV Agusta F4 schuf. Bimota florierte nach Tamburini"s frühen Abgang in den 80ern weiter unter der technischen Führung seiner Nachfolger Federico Martini und Pierluigi Marconi. Beide zementierten sie die herausragende Reputation der Firma für technisches Design gepaart mit renn- erprobter Performance und bahnbrechendem Styling mit Produkten wie die DB1 (Bimota"s erstes Modell mit Ducati-Motor, 1984) und der Yamaha FZ750-befeuerten YB4i, dem weltweit ersten Strassen-Motorrad mit einem GP-Mässigen Aluminium-Rahmen, die 1987 die Welt-TT Formel 1-Meisterschaft gewann, im folgenden Jahr das erste Rennen in der Welt-Superbike und schliesslich den ersten Superbike-Weltmeister- Titel am Saisonende holte. Aber Bimota"s Jahresproduktion wurde immer in Hunderten statt Tausenden von Einheiten gemessen und die Ziele der Firma bezüglich technischer Innovation ging zu Lasten der Profitabilität und vernichtete die finanziellen Ressourcen. Die Achsschenkel Tesi, befeuert von Ducati"s Desmoquattro- Superbike-Motor, war kein überragender Erfolg, aber sie war nicht der Nagel, der Bimota"s Sarg schloss. Diese zweifelhafte Ehre war der Vdue 500 beschieden, dem ersten und letzten Versuch der Firma ihren eigenen Motor zu bauen, anstatt einen eingekauften der japanischen vier oder von BMW oder Ducati in die hauseigenen Rahmen einzubauen. Das lästige Keuchen von Vdue"s Doppelnocken-V-Zwei-2-Takt-Motor, von der bahn- brechenden Direkteinspritzung rührend, führte zu einem Rückruf aller ausgelieferten Kunden-Motorräder und wahrscheinlich auch zu Bimota"s Konkurs. Vor diesem Hintergrund ist die Identität der Hauptverantwortlichen der Firma, bekannt als Alternative Moto, die Bimota erworben hat und im Laufe dieses Jahres einen Neu-Start plant, eine Überraschung. Präsident ist der 50-Jährige Lorenzo Ducati - Ja richtig, desmodromisch: Er ist der Sohn eines der drei Brüder, die Ducati 1926 in Bologna gründeten um Radio-Komponenten herzustellen und dann, unmittelbar nach dem Krieg auf Motorräder umstellten. Managing Director von Alternativa Moto ist Ducati"s Partner Giuseppe Della Pietra, der 47-Jährige ehemalige DG/MD/CEO (Redaktor: Du hast die Wahl!) von Bimota während deren letzter Tage. Sein Glaube an das Zukunftspotential der Firma ist so gross, dass er eigenes Geld auf den Tisch gelegt hat um mit neuem Management und bereinigten Bilanzen auf die Zukunft zu setzen. Die Chance zu den beiden Männern zu sprechen, die sich vorgenommen haben den charismatischsten aber auch bewegtesten Namen im modernen Motorrad-Geschäft wiederzubeleben und die Möglichkeit ihre Pläne für Bimota kennenlernen, hat eine Reihe von - bisher verborgenen - Überraschungen zu Tage gebracht.
Alan Cathcart (AC): Mr. Ducati, Ihr Name ist in der Motorradwelt sehr berühmt. Sind Sie selber ebenfalls ein Motorrad-Enthusiast?
Lorenzo Ducati (LD): Oh ja, sehr. Mein Vater Marcello war der Jüngste der drei Brüder, die Ducati vor dem Krieg gründeten und später, als die Firma begann Motorräder herzustellen, war er derjenige, der sich am stärksten um die Produktion kümmerte - einer der anderen Brüder übernahm die technische Abteilung und der Dritte die Administration. Mein heutiges Geschäft, Ducati Automazione, ausserhalb von Milano, stellt zwar elektrische Türöffner her, aber ich bin immer Motorrad gefahren und meine Ducati Monster hat mehrere tausend Kilometer unter ihren Rädern! Wie auch immer, die Idee mit Giuseppe Della Pietra, hier neben mir, Motorräder herzustellen kam absolut zufällig - Ich hatte nicht vor in die Fusstapfen meines Vaters zu treten!
AC: Wie geschah es denn wirklich?
Giuseppe Della Pietra (GDP): Ich betrat Bimota als Direttore Generale (MD, oder CEO - AC) im Juli 1999 und bemerkte sofort, dass die Firma ernsthafte Probleme hatte. Diese waren vor allem auf mangelhaftes Management in früheren Jahren zurückzuführen, das zu kommerziellen Fehlentscheidungen führte - speziell in bezug auf die Produkte - und einem grossen Schuldenberg, den die aktuellen Besitzer nicht wahrnehmen wollten. Wir versuchten die Probleme zu lösen, aber es war schon zu spät und, ungeachtet der für mich sehr attraktiven Modellinie mit der Suzuki-befeuerten SB8R VTwin und der Ducati desmodue DB4, reichte die Firma den Bankrott im Juni 2000 ein. Seither lag ihr Geschick in den Händen des vom Gericht gestellten Liquidators - bis letzen Dezember. Aber nach dem Kollaps von Bimota war ich überzeugt, dass die Firma mit einer neuen Modellstrategie und ohne den alten Schuldenberg wieder lebensfähig war. Sogar in den letzten Tagen waren wir nahe daran profitabel zu operieren, wären da nicht die Schulden gewesen. Ich glaube auch nicht, dass der Name Bimota einen grossen Schaden davongetragen hat vor der Öffentlichkeit, die immer noch eine grosse Bewunderung hegt für die wahren Werte, die technologische Führerschaft, gepaart mit innovativem Design und einem distinguiertem Stil. Jedenfalls wurden wir zufällig von einem gemeinsamen Freund zusammengeführt und Lorenzo und ich begannen über gemeinsame Geschäfte unter dem Namen Bimota zu sprechen. Das war vor zwei Jahren und jetzt beginnt die Arbeit, der Marke neues Leben einzuhauchen, Früchte zu tragen.
LD: Wie auch immer, wir stehen immer noch am Anfang des Projektes - aber wir sind sehr stolz darauf, wie sich die Dinge bisher entwickelt haben und wir haben sehr klar definierte und realistische Ziele. Wir haben alles vorsichtig abgewägt und haben eine klare Idee, wohin wir wollen. Darin wurden wir auch von Hunderten von Telefonaten, Emails und Briefen bestärkt. Wir sind überzeugt, dass auf dem Markt ein Platz ist für das Produkt, welches Bimota repräsentiert - speziell mit den spezifischen Plänen, die bereits existieren und die wir hier Deinen Lesern zum ersten Mal offenbaren.
AC: Wann haben Sie begonnen mit dem Liquidator über die Übernahme der Restmasse zu verhandeln?
GDP: Wir haben unsere Gespräche mit dem Gericht in Rimini im Sommer 2001 begonnen und wir wurden von Anfang an unter grossen Druck gesetzt weil sie sich von Anfang an eine beträchtliche Summe für die Kreditoren versprachen, wenn sie die Motorräder verkauften, die auf Lager standen. Diese betrachteten sie wie modische Gebrauchsgegenstände, wie es z.b. Kleider oder Musik darstellen, und darum eine kurze Lebenserwartung haben! Wir machten im Dezember 2001 ein erstes Angebot, über das was von Bimota noch übrig war, von 4 Milliarden Lire (damals ca. 1.3 Millionen £/2 Mill. $/2.1 Mill. € - AC), das im März 2002 auslief. Aus verschiedenen Gründen, die hier nicht mehr wichtig sind, verfiel dieses Angebot und Lorenzo und ich überprüften unsere gemeinsame Situation und entschlossen uns, es erneut zu probieren. Wir hatten verschiedene Diskussionen mit dem Liquidator und machten ein zweites Angebot im November 2002 über die Summe von 1.45 Millionen € - aber unglücklicherweise hatten wir nun einen Mitbewerber aus Italien, der unsere Absichten gefährdete. Eine Auktion wurde unvermeidlich aber wir schafften mit einer Offerte von 2.35 Mill. € siegreich aus dem Gerichtssaal herausgehen zu können, mit dem Resultat, dass wir jetzt über die gesamten Rechte über die Bimota-Marke sowie über alle verbleibenden Aktiva der bankrotten Firma verfügen. Wir erhielten die Schlüssel der Firma Bimota am 4. Dezember 2002.
AD: Was genau haben Sie mit dieser Summe erhalten?
GDP: Erstens den Markenschutz für Bimota und die weltweiten Rechte an diesem Namen sowie verschiedene Patente, die der Firma gehören und weltweit registriert sind. Zweitens alles, was noch in der Firma enthalten ist, aber ohne die Gebäude, welche nur geleast sind. Inbegriffen sind alle Maschinen und Werkzeuge, Vorlagen, Formen und elektronische Werkzeuge und Datenerfassungs- Geräte. Wir haben ebenso eine Reihe von Prototypen und historischen Bespielen von Produktions- Modellen aller Jahre erhalten, sowie ein Vorrat von ca. 70 neuen, unverkauften Motorrädern, unter anderem SB8R, DB4 und YB11. Dazu kommt noch eine bedeutende Anzahl von Vdue 500cc Zweitaktern - 110 insgesamt plus einer Menge Ersatzteile für den VTwin-Motor. Zusätzlich kommen noch 160 Suzuki TL1000R-Motoren für die SB8R so wie sie aus Japan geliefert wurden und 53 teilweise fertig gestellte SB8K Motorräder.
AC: Was planen Sie nun damit? Wohin geht Bimota von hier aus?
LD: Diese Aktiva gehören nun der neuen Firma Alternativa Moto, von welcher ich der Präsident bin und Hr. Della Pietra der CEO ("Amministratore Delegato" in Italien - AC). Wir haben bereits einen klar vorgezeichneten Weg für Bimota"s Rückkehr als Hersteller von Motorrädern beschritten und ich werde ihn bitten diesen hier im Detail zu erklären.
GDP: Die erste und wichtigste Entscheidung, die wir getroffen haben ist, dass alle zukünftigen Bimota Modelle ausschliesslich mit Ducati-Motoren bestückt werden sollen. Das nicht nur in Anerkennung, dass mein Kollege Lorenzo hier, der Kopf der Firma, solch einen berühmten Namen trägt - wobei ich anmerken will, dass es logisch erscheint - aber weil wir die strategische Entscheidung getroffen haben, dass Bimota in Zukunft zu 100% ein italienisches Produkt sein soll und keine unvollkommene Mischung aus europäischer und japanischer Technologie und Kultur.
AC: Haben Sie bereits eine Vereinbarung mit Ducati um Sie mit Motoren zu beliefern?
LD: Wir haben ein Grundsatzabkommen mit Federico Minoli, dem Präsidenten und CEO von Ducati Motor und sind daran, die Details vertraglich festzuhalten. Auf jeden Fall haben wir die Versicherungen, die wir brauchen um die nächste Stufe in unserem Plan zu erklimmen: Den Neustart der Marke Bimota exklusiv mit Ducati Motoren.
AC: Beinhaltet dies, dass Ducati Motor oder vielleicht auch deren grösster Teilhaber, TPG, einen Teil von Alternativa Motor übernimmt? Falls nicht, hat einer der beiden Geld in die neue Bimota gesteckt damit diese den Gebrauch von Ducati Motoren exklusiv erhält?
LD: Nein, ich kann hier kategorisch festhalten, dass nichts dergleichen geschehen ist. Weder Ducati noch TPG haben ein Interesse an unserer Firma. Wir sind vollkommen unabhängig und nur ein zukünftiger Kunde für deren Motoren.
AC: Aber bevor Sie wieder Bimotas bauen können, müssen Sie zuerst wieder einen neuen Standort haben, sowie die Techniker und Mechaniker um die Motorräder zusammen zu stellen - auch um über das erworbene Lager zu verfügen, das Sie vom Liquidator erworben haben. Wie sind die Pläne für all dies und wie lange wird es dauern?
GDP: Erstens ist der Kern unseres neuen technischen Teams zusammen, geführt von unserem neuen technischen Direktor Alberto Strada. Er war bereits bei Bimota in den letzten Tagen der alten Firma und, nachdem er mehrere Jahre bei Aprilia verbracht hat, versteht er die Position und Bedürfnisse der Marke bestens. Er hat die Art von innovativen Ideen, die von Sound-Engineering-Prinzipien herrühren und welche die Basis für Bimotas zukünftige Produktentwicklung bilden wird. Wie auch immer, wir werden einen Schlussstrich unter Bimotas Vergangenheit ziehen, indem wir diejenigen Teile, die in der Zukunft keine Bedeutung mehr spielen werden, veräussern. Das gesamte Vdue-2Takt-Projekt, inklusive des Lagers in der Nähe von Forli, wo die Motorräder und Teile gegenwärtig gelagert sind, haben wir an eine externe Firma namens Win-Win veräussert, mit sämtlichen Rechten am Design sowie den Vorlagen, Schalen- formen, etc. - alles was in Verbindung mit dem Vdue-Projekt stand, inklusive der bekannten Probleme, die sie beheben werden. Sie werden selbstverständlich die 110 verbleibenden Rimini-gebauten Motorräder als Bimotas verkaufen, aber alle, die sie nachher bauen, werden den Namen Bimota nicht mehr tragen dürfen - das Abkommen, das wir abgeschlossen haben, verbietet dies ausdrücklich. Dies bedeutet das Ende dieses unglücklichen Kapitels in Bimotas Geschichte.
Zweitens planen wir den Verkauf der anderen Hälfte des Lagers - nicht nur die japanisch motorisierten Modelle, sondern auch die Ducati-motorisierten DB4-Modelle, welche noch verblieben sind. Dies tun wir in Zusammenarbeit mit einer Firma Namens Styl Italiano, mit welcher wir an verschiedenen Fronten, vor allem der Erstellung eines Bimota- Zentrums in Abano Terme, in der Nähe von Padua, zusammen arbeiten. Neben der Vermarktung einer ganzen Produkte- und Zubehör-Reihe, inklusive Bekleidung wie auch den Ersatzteil-Service, ist auch eine permanente Ausstellung historischer Bimota-Modelle geplant, wodurch dies zu einem Mekka für Bimotafahrer aus der ganzen Welt werden wird. Wir werden weitere Details dazu in den nächsten Wochen verraten. Es soll vor allem die Bedeutung von Bimota-Innovationen der letzten Jahre hervorgehoben werden, wodurch oftmals neue Wege bezüglich Design und Stil beschritten wurden, die andere Herstellern später kopiert haben. Wir hoffen auch, dass die Bimotisti später die Möglichkeit haben, dort ihr Motorrad in den Service zu bringen - egal um welches Modell es sich handelt - oder aber es auch komplett restaurieren zu lassen.
AC: Wird dort auch die neue Bimota-Fabrik zu finden sein?
GDP: Nein - wir sind daran eine Übereinkunft zu erzielen um das Bimota Hauptquartier im Spätsommer von Rimini nach Tuscany, zwischen Florenz und Siena, zu transferieren. Mehrere unserer erfahrensten Mitarbeiter aus der Riviera Adriatica haben bereits zugesagt uns dorthin zu folgen - sie fühlen sich mit der Marke Bimota verbunden und wollen auch weiter darin teilhaben. Das ist sehr erfreulich und zeigt die Tiefe ihrer Verbundenheit mit der Firma und deren Produkte.
AC: Aber trotzdem, was bringt es, auf die andere Seite der Appeninen zu ziehen? Gibt es finanzielle Gründe dafür, eventuell in Form von Zuwendungen von Seite der EU?
GDP: Nein - aber es gibt organisatorische Gründe. Carbon Dream ist schon seit Jahren unser Verschalungs-Lieferant und wir wurden nicht nur gute Freunde, sondern wir haben unsere Arbeit gegenseitig schätzen gelernt. Wir werden uns ihnen deshalb nähern, nicht nur geographisch, sondern auch unternehmerisch - wir werden uns effektiv mit ihnen vereinigen. Bimota wird weiter als eine physikalische Einheit innerhalb der Carbon Dream Fabrik agieren, aber an allen anderen Projekten werden wir gemeinsam arbeiten - Carbon Dream ist z.B. ein Lieferant für Lamborghini und Ferrari wie auch für Firmen wie Aerospatiale und selbstverständlich Ducati. Wir werden sicher Wege finden um derart anspruchsvolle Kunden zufrieden zu stellen, vor allem bezüglich High-Tech-Produkten die innovatives Design und/oder Materialen benötigen. Es ist eine Hochzeit, die für alle von Vorteil ist.
AC: Welche neuen Modelle werden Sie bei Bimota anbieten und wann werden diese verfügbar sein?
GDP: Sie sind das erste Modell bereits gefahren! Es ist die Drako, das DB4-basierte desmodue Naked Bike, welches gerade die letzten Tests absolvierte als die Firma im Sommer schliessen musste und in diesem Stadium noch vom Ducati 900SS Motor angetrieben wurde. Wir werden die Entwicklung an diesem Modell vervollständigen, sodass die Produktion im Juni oder Juli dieses Jahres starten kann, wobei es fast sicher mit dem neuesten 1000DS Dual Spark desmodue Motor ausgerüstet sein wird aber trotzdem den bisherigen Aluminium-Ovalrohr-Rahmen benützen soll, damit sie sich in Vergleichen mit Ducati"s Monster abheben kann.
LD: Der grosse Vorteil dieses neuen Ducati-Motors ist das zusätzliche Drehmoment welches ideal zu Leichtgewicht der Drako passt - ca. 20 kg leichter. Es wird ein unterhaltsames aber trotzdem alltagstaugliches Motorrad sein. Sehr distinguiert und exklusiv aber praktisch und unterhaltsam.
AC: Was ist mit den letzten japanisch motorisierten Bimotas, das heisst mit den unvollendeten SB8K"s, die sie ebenfalls erworben haben?
GDP: Wir werden den Homologations-Prozess beenden und die SB8K auf Euro 2 Emissions-Niveau bringen, was unseres Wissens mit diesen Modell relativ einfach ist, da Suzuki dies bereits mit deren neuer SV1000 Naked getan hat. Dann vermarkten wir diese 53 Motorräder vom Juli an als strassenlegale Replikas von Anthony Gobert"s Werks-SB8K-Renner mit welchem er das Superbike-Rennen in Phillip Island im April 2000 gewonnen hat - mit den gleichen unverkennbaren Farben und den Sponsoren- Klebern, etc. Mit den anderen 160 Suzuki-TL1000R Motoren, die wir haben, werden wir ein neues Modell am Salon von Milano im September präsentieren, mit einem neuen Rahmen und Verschalung - Ich will hier nicht mehr verraten, aber es wird sehr exklusiv sein. Das wird das Ende für Bimota"s japanisch- motorisierte Modelle bedeuten, denn am Salon wird nicht nur die Drako, sondern auch ein anderes Ducati-motorisiertes Modell stehen, das für grosses Aufsehen sorgen wird. Es wird sich um eine Cafe Racer Version des Millone Supertwin desmodue Racing-Prototyps handeln, den Poggipolini in Zusammenarbeit mit NCR gebaut und das bereits grosse Anerkennung seit seinem Debüt im letzten Sommer erhalten hat. Auf Wunsch wird es auch eine kleine Anzahl Rennversionen geben, für diejenigen, die damit an Supertwins-Rennen teilnehmen wollen. Bimota hat die Rechte erworben um die Millone zusammen mit Carbon Dream und einer Partnerschaft mit Poggipolini und NCR zu bauen - Vier sehr gut bekannte Namen im italienischen Motorradgeschäft, welche als einzelne und auch gemeinsam für höchste Performance, handgemachte Exzellenz und einzigartiges Design stehen. Zusammen mit Ducati im Zentrum dieser Familie werden wir eine extrem begehrenswerte Produktserie offerieren, welche Liebhaber italienischer Bikes aus aller Welt begeistern wird.
AC: Sie können gleich anfangen von der Millone Bestellungen aufzunehmen! Aber bis jetzt haben Sie nur zukünftige Bimota-Modelle erwähnt, die von älteren, leistungsschwächeren Motoren angetrieben werden. Wird der Testastretta-Superbike-Motor der 999 ebenfalls auftauchen?
GDP: Ja, er wird - aber wir brauchen Zeit, um ein Bimota-Superbike von Grund auf zu entwickeln. Ich kann bestätigen, dass Giugiaro Design in Turin schon hart daran arbeitet. Es wird diesen Motor tragen aber einen komplett anderen Ansatz bezüglich Design und Styl als Ducati"s eigenes Produkt haben - wobei es natürlich in viel kleiner Stückzahl hergestellt werden wird. An der Intermot 2004 in München wird es vorgestellt und kurz darauf soll es erhältlich sein. Es ist das erste Mal, dass Giugiaro Design an einer "Maxi-Moto" arbeitet, obwohl sie eine riesige Erfahrung bei kleinen Bikes für asiatische wie auch europäische Hersteller haben. Ich bin mir sicher, dass der Ansatz, den sie zu dieser Herausforderung mitbringen, in Verbindung mit dem persönlichen Engagement einer so legendären Figur wie Giorgetto Giugiaro, der selber ein aktiver Motorrad-Fahrer ist, neuen Wind in die Welt der Motorräder bringen wird und speziell für die supersportlichen performance Bikes. Es wird ein Diamant in Bimota"s Palette sein und es wird sicher auch einem Vergleich mit Ducati standhalten.
AC: Wenn wir schon darüber sprechen, sind sie nicht darüber beunruhigt, dass sie in zwei oder drei Jahren den Ducati-Produkten so nahe stehen, da sie exklusiv deren Motoren benutzen, dass es kontraproduktiv sein könnte wenn Bimota"s höherpreisige Produkte unvermeidbar mit den günstigeren Ducati-Modellen verglichen werden? Und wird dadurch die Bimota-Palette nicht nur mit VTwin-Modellen bestückt sein, während die Bimota-Kunden traditionell auf grosse Vierzylinder-Bikes fokussiert sind?
GDP: Wie hätten wir uns auch anders entscheiden können, mit Hr. Ducati als unseren Präsidenten?! Im Ernst, ich bin mir sicher, dass unsere unverkennbaren, handgemachten Produkte sich so stark von Ducati"s Grossproduktion unterscheiden werden, dass dies kein Problem sein sollte - für keinen von uns. Eher im Gegenteil. Aber Sie haben recht, was die Vierzylinder betrifft - aber vergessen sie nicht, dass Ducati bald eine Reihe von V4-Strassenbikes mit dem desmosedici Motor des neuen GP-Renners l ancieren wird. Ich bin sicher, dass sie nicht viel später danach wieder eine Vierzylinder-Bimota sehen werden.....
AC: Was für eine Art Motorräder wird Bimota in Zukunft bauen - und in welcher Stückzahl?
LD: Wir werden die Markentradition mit high performance Sportbikes hochhalten aber daneben auch Motorräder bieten, die humaner, weniger fokussiert und einfacher zu fahren sind. Die Drako ist das erste davon, mit einem sportlichen Flair aber alltagstauglicher, bei der sie sich nicht wie Loris Capirossi fühlen, wenn sie darauf sitzen und den Schlüssel drehen! Beide unterschiedlichen Produktlinien sollen in kleiner Stückzahl, nicht mehr als 400-500 Bikes pro Jahr im Total beider Linien, hergestellt werden. Während die Eine ultrasportliche Fahrer zu befriedigen versucht, wird die Andere auf eher freizeitorientierte Kunden zielen, vielleicht auch auf jene älteren Fahrer, welche ihre Zeit auf Sportbikes verbracht haben aber jetzt etwas Ruhigeres suchen, dass trotzdem mit einem hohen exklusiven Standard gebaut ist, das sie bewundern und sich freuen können es zu besitzen und zu fahren. Unsere Bikes werden teuer sein und auf eine kleine Zahl von ausserordentlich kritischen Kunden ausgerichtet sein - aber sie werden mit Recht wünschenswert sein. Dies spiegelt meine eigene persönliche Passion, Produkte zu kreieren, welche die Sahne italienischer Motorrad- Manufakturen repräsentiert, angetrieben von Ducati-Motoren, welche nur eine kleine Firma erreichen kann die mit einer menschlichen Struktur und mit Kunsthandwerkern beseelt ist, die auf einem extrem hohen Qualitätsstandard arbeiten. Das ist die Stärke von Bimota, welche in der Vergangenheit geschwächt wurde, weil sie versuchte in die Grossserie einzusteigen ohne die Grösse oder die Ressourcen, die eine Ducati brauchte um dies zu erreichen. Wir werden diesen Fehler nicht wieder machen, sondern zu unseren Wurzeln zurückkehren, als kleiner Hersteller von ausserordentlichen Produkten, welche von nicht mehr als 18-20 fähigen Künstlern hergestellt werden.
GDP: Das ist richtig - und das wird es uns auch erlauben bei jedem hergestellten Motorrad ein gewisses Mass persönlichkeit hineinzubringen, was bisher nicht möglich war. Wir planen, dass, wenn einer unserer Kunden ein Motorrad bestellt, er oder sie uns die persönlichen Daten liefert - Höhe, Gewicht, Arm- und Beinlänge und sogar die Schuhgrösse - und wir werden das Motorrad seiner Statur anpassen, sowie auch sonstige Wünsche, die uns im Voraus mitgeteilt werden. Es ist dasselbe wie wenn ein Lederkombi bestellt wird oder wenn ein GP-Fahrer ein Motorrad nach seinen Bedürfnissen erhält.
AC: Aber wie soll das gemacht werden? Werden die Kunden direkt bei der Bimota-Fabrik bestellen oder werden wie bisher Händler in allen Ländern bereit stehen?
GDP: Dieses Problem ist eng verknüpft mit der Frage nach unserem Kundendienst und hängt von den detaillierten Verhandlungen mit Ducati zusammen. Falls unsere Modelle durchwegs mit Ducati-Motoren bestückt werden, macht es Sinn, dass diese auch von Ducati-Händlern betreut werden. Sollen wir in diesem Fall mit einem von Bimota anerkannten Händler verhandeln, der auch von Ducatis Vertriebs-Netzwerk Mitglied ist oder brauchen wir eigene Vertriebskette, wie früher - was eventuell mit einer kleinen Produktion von 500 Motorrädern pro Jahr nicht durchführbar ist? Oder, was wir in Betracht ziehen, falls die Verhandlungen mit Ducati in diesem Punkt scheitern sollten, sollen wir ein Kundendienst-Netz weltweit aufziehen, in dem die Kunden, die ihre Bikes direkt beim Werk bestellen, diese in den Service bringen? Unsere italienischen Kunden können diese immer direkt ins Werk in Tuscany oder ins Bimota-Center in Abano Terme bringen, aber für alle anderen ist das ein wichtiger Punkt. Ich kann diese Frage im Moment noch nicht definitiv beantworten aber wir wissen, dass es ein entscheidendes Element für die Restrukturierung der Firma ist und wir werden es bald lösen.
AC: Wie steht es mit Rennen? Bimota hat sich auf der Weltbühne dank dem Gewinn von Rennen und Weltmeister-Titeln etabliert, aber ausser Gobert"s unerwarteten Erfolg in Australien vor drei Jahren hat man nicht mehr viel gehört. Wird die neue Bimota Rennen bestreiten?
GDP: Ja, wir müssen - genauso wie Sie es sagen, Bimota"s gesamte Geschichte ist eng mit den Wettkämpfen verbunden. Carbon Dream"s eigenes Rennteam wird Bimota-Produkte in diesem Jahr auf höchstem Niveau einsetzen aber ich muss hier sagen, dass unser Ziel nicht die Teilnahme in der Welt-Superbike ist, sondern eher in der Welt-Endurance ist, was viel eher unseren Fähigkeiten entspricht. Die SB8K ist ja schon für die Superbike homologiert und damit auch für die Endurance. Mittelfristig wird das unser Fahrzeug sein um Bimota wieder in den Wettkampf zu bringen. Sobald die Millone in Produktion geht, bin ich mir sicher, dass sie sehr erfolgreich bei den SuperTwins und BoTT-Rennen sein wird und wir werden unsere Kunden unterstützen, die bei grösseren Events wie Daytona, Assen oder in Japan teilnehmen wollen. Langfristig planen wir aber auch ein Testastretta- Modell, das ein klares Potential für Superbike-Rennen aufweist, sofern der Zweizylinder dann noch konkurrenzfähig ist.
Kurzfristig werden wir in der Welt-Endurance starten - und der erste Lauf der diesjährigen Weltmeisterschaft ist Imola 200 am 4. Mai. Da 2003 auch Bimota"s 30. Geburtstag ist planen wir die Wiedergeburt der Marke an diesem historischen Event, welches den ersten Auftritt der Bimota HB1 1973 erlebte. Gemeinsam mit dem Bimotaclub werden wir Bimotisti aus der ganzen Welt einladen - wir erwarten insgesamt zwischen 300-400 Motorräder - an unserer Doppelfeier teilzunehmen. Einerseits ist Bimota 30 Jahre alt, andererseits wurde sie wiedergeboren - diesmal hoffentlich für immer!
Quelle: www.bimota-central.com - das Original wurde zuerst in Cycle News 5/3/2003 publiziert.
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... nööö, hab"s selbst auch nicht alles gelesen, denn "Lesen gefährdet die Dummheit". 
Herzlichen Gruss chris-XX
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