Auf einer DDR MZ durch Nord-Vietnam

Vor Infos: Ich bin ein Schweizer der in Beijing wohnt. Der unten erzählte Bericht schildern die ersten 8 von insgesamt 17 Tagen in Vietnam.
Punkt 23.00 landete ich in Hanoi und betrat zum ersten Mal vietnamesischer Boden. Müde von der Reise, machte ich mit einem Taxifahrer einen Deal, dass er mich in mein schon im Voraus gebuchtes Hotel bringt. Die 20 $ waren sicher zu viel, doch ich war zu müde, um mit ihm auf weitere Diskussionen einzugehen! Auf der Fahrt in die Stadt erlebte ich das Neujahrsfeuerwerk hautnah mit. Angekommen in meiner Unterkunft, duschte ich schnell und legte mich dann auch schon hin. Mein erster Tag in Vietnam war also wenig spektakulär. Am nächsten Morgen versuchte ich vergebens irgendwo ein Motorrad zu kaufen. Da Vietnam gerade Neujahr feierte, war so gut wie jeder Laden geschlossen. Die Wolken hingen über der Stadt und es war nicht so warm wie erwartet. Irgendwie wollte in mir keine Abenteuerstimmung aufkommen.Ich ging die Stadt rauf und runter und verirrte mich irgendwann in den schmalen Gassen und den, von Motorrollern überfüllten Strassen. An einem kleinen See im Zentrum traf ich einige andere Rucksacktouristen, mit denen ich dann den Rest des Tages verbrachte und die halbe Nacht durchfeierte. Am darauf folgenden Tag, um 11:30, traf mein bestelltes Motorrad ein.Der Typ von der Hotellobby hat dies organisiert. Abgemacht war 10:00! Da stand also mein motorisierter Untersatz für die nächsten Tage. Es war eine grüne MZ aus alten DDR-Zeiten.Ich schwang ich mich auf das Bike und übte mich im rechts wie links überholen, so wie im vollbremsen und auf die Fresse fliegen. Nach einer halben Stunde fühlte ich mich sicher genug, um in die 140 km entfernte Stadt Cat Ba zu gelangen. Ich fuhr auf die Autobahn und überlegte, wann wohl der erste Tankstop fällig sein würde? In diesem Moment begann mein Bike zu stottern. Schei…!!! War mein erster Gedanke, und ich rollte noch 200 Meter die Strasse hinunter, wo sich am Rande ein kleiner Laden befand. Ein junger Typ versprach mir, für 2.5 $ einen Liter Benzin zu organisieren - aber er brauchte das Geld natürlich im Voraus. Mich auf meine Menschenkenntnisse verlassend, gab ich ihm das Geld, und er machte sich auf die Socken. Und siehe da, 10 Minuten später kreuzte er mit einer mit Benzin gefüllten, kleinen Petflasche wieder auf! Also machte ich mich jetzt endgültig auf den Weg Richtung Cat Ba. Die Fahrt dauerte mehrere Stunden. Immer wieder volltanken, nach dem Weg fragen, pinkeln und essen. Cat Ba ist eine kleine Insel östlich von Hanoi und für seine bizarren Felsen im Meer bekannt, die für mehr als nur einen Hollywoodfilm als Kulisse dienten. Es war bereits dunkel, als ich im Städtchen ankam und ein Hotel buchte. Nach einer kurzen Dusche machte ich mich auf die Suche nach etwas Essbarem. Im hauseigenen Restaurant des Hotels lernte ich einen Deutschen, der auch in Beijing wohnt, ein Paar aus England, das während acht Monaten um die Welt reiset um zu Bergsteigen und einen Lehrer aus London kennen. Zusammen verbrachten wir einige feuchtfröhliche Stunden. Das Essen war gut und billig, kaum Ratten im 6 $ Hotel und das vietnamesische Bier floss in Strömen. Was will man mehr? Um acht Uhr am nächsten Tag, hiess es für mich schon wieder aufstehen, da ich mich zu einem Bootstrip überreden liess. Zusammen mit zwei Amis, die in Shanghai wohnen, drei Spanierinnen, die noch nie an der Tomatina waren und einer Schwedin, die ich bereits aus Hanoi kannte, wurden wir vor dem Hotel abgeholt, um den Tag auf dem Wasser zu geniessen. Die Felswände im Meer vor Cat Ba sind unglaublich beeindruckend. Wenn man dann noch mit einer guten Gruppe unterwegs ist, macht es natürlich doppelt Spass. Als mich mein Wecker am nächsten Morgen wieder darauf aufmerksam machte, dass es bereits acht Uhr war, packte ich meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg Richtung Halong Bay. Nach guten vier Stunden auf meiner MZ und einem Umweg kam ich am frühen Nachmittag in der Bucht an, nahm mir ein Hotel und wollte nur noch kurz was essen gehen. Ich war aber so müde, dass ich es nicht einmal mehr unter die Dusche schaffte. Am späten Abend erwachte ich wieder, hatte aber keine Motivation mehr auszugehen. Am Morgen darauf trottete ich dem Strand entlang, um mir ein geeignetes Restaurant zu suchen, um ein kleines Frühstück einzunehmen. Überall wimmelte es von Chinesen, das tat zum einen meinem „Chinesisch“ gut, war aber zum anderen negativ für meine Ferienstimmung. Also beschloss ich kurzerhand,die Fähre nach Cat Ba zu nehmen. Auf dem Boot traf ich einige Franzosen, mit denen ich eine kurze Pokerrunde spielte. Angekommen auf der kleinen Insel, musste ich nur noch etwa 40 Kilometer nach Cat Ba City fahren. Das hört sich ja ganz einfach an, da ich mich inzwischen schon als ausgekochter MZ Biker fühlte und mich eigentlich nichts mehr erschüttern konnte - bis ich nach ein paar hundert Metern einen Plattfuss einfing. Es war etwa zwei Uhr nachmittags. Ein junger Typ bot mir seine Hilfe an, die ich gerne annahm. Wir schleppten die alte MZ in das nächste Dorf, wo ein „Mechaniker“ mir versprach, das Motorrad für 50$ zu reparieren. Er nahm den alten Pneu von der Speichenfelge runter und suchte nach einem neuen. In der Zwischenzeit begutachtete ich den Schaden. Am Schutzblech hatte sich eine Schraube gelockert und den halben Reifen zerschnitten. Eines war mir bewusst: Ich brauchte einen Neuen! Nach zehn Minuten wurde ich zuerst auf Vietnamesisch, dann auf schlecht Englisch, und zum guten Schluss noch auf fliessend Chinesisch aufgeklärt, dass es auf der ganzen Insel keinen gleichen oder ähnlichen Reifen gäbe! Schei…, entfuhr es mir (auf Deutsch) und ich machte das einzig Richtige: ich bestellte mir ein Bier, setze mich auf den Randstein und zündete mir eine Kippe an. Der „Mechaniker“ hatte eine super Idee! Er reparierte den alten Reifen mit Hilfe von Draht. Da ich keine andere Wahl hatte, musste ich seinen Reparaturkünsten vertrauen. Nach einer weiteren Stunde sah meine Maschine wieder so aus, als könnte ich die nächsten paar Kilometer noch schaffen. Es war eine komplette Fehleinschätzung. Schon nach 200 Metern platzte mir der Reifen schon erneut. Es war schon gegen vier Uhr. Um sechs wird es in dieser Jahreszeit in Vietnam bereits dunkel und meine Motorradbeleuchtung funktionierte nach dem „Lust und Laune“ Prinzip. Das halbe Dorf hatte sich inzwischen um mich versammelt um zu schauen, was hier abgeht. Auf der anderen Strassenseite kamen mir zwei Motorräder entgegen die ich anhielt. Die zwei „Westler“, so wie wir nicht Asiaten in Asien zu anderen nicht Asiaten sagen, hielten an, um mir mit Rat und Tat beizustehen. Nach einem kurzen „where are you from?“ sprachen wir dann auch Schweizerdeutsch zusammen. An dieser Stelle ein grosses „Merci“ von meiner Seite. Ein junger Vietnamese Namens Ha, bot mir an, alles für mich zu organisieren. Da mein Vertrauen zu Vietnamesen für diesen Tag eigentlich schon aufgebraucht war - aber andererseits hatte ich ja keine andere Wahl - schob ich mein Vehikel zu seinem Haus. Ha machte zwei drei Telefonate und sagte mir, dass in einer Stunde jemand kommt ummein Bike zu reparieren und mit mir nach Cat Ba City zu fahren. Als ich ihn nach dem Preis für seinen Service fragte, lachte er und sagte: „Alles was ich will ist, dass du gut über das Land sprichst und so viele Menschen wie möglich dazu bringst, nach Vietnam zu kommen.“ Ich wollte ihm Geld geben, das er aber ablehnte - ich wollte ihm mein heiss geliebtes Schweizer Armeemesser geben, das er ebenfalls nicht wollte - ich bot ihm meine Hilfe an, doch er lehnte auch diese ab. An diesem Abend bekam ich die Hoffnung zurück, dass es auch ein Land wie Vietnam einst schaffen wird, Korruption und Ungerechtigkeit zu beseitigen. Um 19:59 Uhr kam ich in Cat Ba City an und um 20:00 Uhr war ich zum Abendessen mit Kris, dem Schweizer auf dem Motorrad und seinen Freunden verabredet. Wir feierten die ganze Nacht durch, da Kris Geburtstag hatte. Als ich mich dann so gegen vier Uhr morgens auf mein Motorrad hievte - natürlich komplett nüchtern - und zu meinem Hotel zurückfuhr, waren dessen Türen verschlossen. Ich machte kehrt um bei einem Kumpel zu übernachten. Geiler Abend, obwohl mir mein Geldbeutel geklaut wurde. AmTag darauf machte ich mich wieder auf den Weg zurück Richtung Hanoi. Jetzt konnte ja nichts mehr schief gehen! Ich kannte den Weg, das Rad war repariert, der Tank war voll. 67 Km vor Hanoi - dies konnte ich an den markierten Meilensteinen, die noch aus der französischen Kolonialzeit stammen, genau ablesen - fing meine MZ zu zittern an. Noch 66, noch 65, noch 64 km schoss es mir bei jeder weiteren Markierung durch meinen Kopf. Das letzte Mal bei noch bei Km 27… Mein Bike machte keinen Wank mehr. Ich schob die Maschine in eine kleine Garage, wo der Typ mir sagte, dass er sie nicht reparieren könne. Also machte ich das, was ich am besten kann. Beim Strassenhändler kaufte ich mir zwei BüchsenTiger Bier, steckte mir eine Marlboro an und setze mich so cool wie möglich auf mein Bike, welches mich die letzten Tage ein paar Nerven gekostet hatte. Nach einer Weile gab es einem kleinen Volksauflauf um mich herum und es hatte sich bereits rumgesprochen, dass mein Untersatz keine Bewegung mehr macht. Ein Mann bot mir an, mich und mein Bike nach Hanoi zu bringen. Natürlich für nur gerade mal 30 $. Ich handelte ihn noch auf 25 $ runter und wir hoben meine Maschine auf sein „Pickupmotorrad“. Angekommen suchte und fand ich ein Hotel und verbrachte noch zwei sehr schöne Tage in Hanoi.In der Zwischenzeit reparierte mit ein junger Typ die Machine! Für alle, die meine kleine Reise von Hanoi nach Cat ba verfolgt haben, gebe ich noch einen kleinen Tipp, um gleichzeitig auch mein Versprechen bei Ha einzuhalten: Geht nach Vietnam und geniesst die Wunderschöne Landschaft, die lieben Menschen und den viel zu günstigen Alkohol, denn man am besten mit frisch gepresstem Orangensaft mixt!!! . . . und kauft eine MZ! [/align]

Coole Tour! Würde ich auch gerne mal machen, eine MZ ist ja jetzt nicht so typisch in Vietnam glaube ich. Sonst ist die russische Minsk ja sehr beliebt (aber vor allem eher bei den Touristen :stuck_out_tongue: und in den Bergen noch angeblich, das Ding geht ja öfters mal in die Knie angeblich) :P