koasa
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Mitglied seit: 28.8.2002 Status: offline
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... habe ich mir vorher lage ueberlegt, was ich dann zu fuehlen habe....
es war ganz anders: das wetter war nicht gerade gut, soll heissen: nebel (sichtweite etwa 30m), schneefall, kaelte usw. vom kopf her war ich voellig klar. man hoert oft, dass man in dieser hoehe der sogenannten todeszone (immerhin war ich auf fast 7000) nicht mehr klar denken kann. deshalb bin ich immer wieder das kleine 1 mal 1 durchgegangen. Ich war total klar, und habe mir immer wieder ueberlegt, was wohl angebracht waere, am gipfel zu meinem kollegen zu sagen: schlusendlich war es dann nur: "schaun wir, dass wir so schnell wie moeglich, lebendig da runter kommen, ich fuerchte, ich werde den einen oder anderen finger verlieren". -das war alles: kein gedanke daran, dass ich so hoch bin wie nie zuvor in meinem leben, kein gedanke, dass ich extrem fertig war, nur ein gedanke: so schnell wie moeglich runter, und dann einen gewaltigen rausch ansaufen. Man glaubt, dort oben haette man irgentwelche erhebenden, persoenlichkeitsbildende gedanken...schwachsinn, es ist nur ein berg. ein unglaublich grosser-zugegeben, aber halt doch nur ein berg. ich habe mit dem hoehenbergsteigen eigentlich erst vergangenes jahr begonnen (elbrus-kaukasus-5642m) ich werde es sicher weiterhin betreiben, aber eines soll ganz klar gesagt sein: vergiss all das heroische, romantische bild der bergsteiger aus den luis-trenker filmen. es ist nur ein sport, ich bin zwar als tiroler von klein auf mit den bergen gross geworden, aber habe mehr freunde durch bergunfaelle (lawinen, kletterunfaelle....) verloren, als durch drogen und verkehrsunfaelle, und schlussendlich hat das alles nichts mit heldentum usw zu tut. es ist einfach eine sucht..... bergsport ist fuer mich eine art hassliebe. solche aussagen wie: "berge sind die besten lehrmeister die es gibt. wer ihre sprache versteht wird dort oben die erhebensten momente erleben, die es gibt, wer sie nicht verstehet fuer den werden sie immer nur grosse steine bleiben" sind fuer mich tatsachen, andererseits weiss ich nur zu gut, dass sie unendliches elend bedeuten koennen. in meinem bekanntschaftskeis ist es voellig normel, dass man so mit 16 beginnt, seine freunde zu beerdigen. gerade jetzt nach so einem gewaltigen erfolg (ich stelle ihn in eine reihe mit meiner matura, meinem universitaetsabschluss etc) fallen mir sochlche sachen ein, wie ich einen meiner besten freunde in der leichenhalle nach einem absturz identififiert habe...da frage ich mich:"ist es das wert?" Was tue ich mit meinem hobby meinen freunden und meinen eltern an? Ist es nicht genug, dass ich motorrad fahre (und dabei schon fast ums leben gekommen bin). Ich getraue es mich nicht einmal eine Famileie zu gruenden und mache mit jeder meiner Beziehungen relativ schnell schluss, weil ich sie dieser staendigen Angst nicht aussetzen will....... Ich glaube, du verstehst, was ich sagen will. Alpinismus ist kein Heldentum, sondern eine unheilbare Sucht. Es gibt Untersuchungen, wonach es unter Bergsteigern einer signifikant hoehere Anzahl an Depressionen und Suiziden gibt. Ich kenne einige "Alte" Bergsteiger, die Unfaelle hatten und jeder wusste, dass es keine Unfaelle waren... Wie auch immer, fuer den Moment fuehlt sich dieser Erfolg extrem gut an, ist sogar fast sexuell erregend, sich so stark und unbesiegbar zu fuehlen, es geilt wirklich auf, gleichzeitig ist es erschreckend, kaum herunten zu sein, schon das naechste, extremere, gefaehrlichere Abenteuer zu planen um den naechsten Kick zu bekommen.
Momantan habe ich mir vorgenommen zu geniessen, im Sommer viel Motorrad zu fahren und in einem oder anderthalb jahren.....dann werde ich dir hoffentlich von einem Berg berichten koennen, von dem ich momentan noch nichts verraten will
In diesem Sinne, danke fuer die Gatulation, fuer den Moment bin ich einfach nur gluecklich
"koasa"
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