Gebrauchtkauf Streetfigher - Ratschläge, Tipps und Infos

Hallo an alle Mitglieder,

ich wende mich an euch, da ich auf ehrliche Meinungen, Tipps und nützliche Hinweise bzgl. dem Gebrauchtkauf einer Ducati Streetfigher 848/1098 hoffe.

Vorab muss ich gestehen, dass ich bisher noch keine Möglichkeit hatte, überhaupt eine Streetfigher Probe zu fahren.

Mich würden eure Antworten bzgl. ein paar offener und für mich wichtige Fragen interessieren:

  • Worauf sollte generell bei einem Gebrauchtkauf und speziell unbedingt bei diesen Modellen „Streetfigher 848“ bzw. „Streetfigher 1098“ geachtet werden?
  • Gibt es bekannte „Krankheiten“ bei diesen Modellen?
  • Gibt es eine gewisse Grenze bezogen auf die Laufleistung, ab welcher Probleme auftreten können, auch wenn das Motorrad durchgehend scheckheftgepflegt wurde?
  • Gab es Facelifts (optisch / technisch) bei diesen beiden Modellen? Wenn ja, sollte darauf Wert gelegt werden?

Bitte nehmt es mir nicht übel, falls die Fragen blauäugig klingen sollten, da ich bisher noch keine Streetfigher gefahren habe.

Ich würde mich sehr über euer Feedback freuen!

Vielen Dank vorab.

Schöne Grüße,
Dominik

Hallo Dominik
Nachdem das Forum endlich wieder funktioniert (danke, Admin) hier meine Antwort.

Der 848 und der 1098er Motor in der Streetfighter sind beides erprobte Motoren, die keine Probleme mehr machen.
Speziell die 1098er (das SuperBike) hatte zu Beginn Probleme mit gebrochenen Kolben, was auf die hohen Drücke des sehr kurzhubigen Motors zurückzuführen war.
Das wurde behoben und der Motor später, mit zahmerer Nockenwelle und anderem Mapping, in die Streetfighter übernommen.
Krankheiten gibt es also praktisch keine.

Laufleistung bis 40t km dürfte kein Problem sein, da z.B. Multistradas mit dem 1200er Motor, der in der Basis ja derselbe ist, bereits problemlos die 100’000km-Marke überschritten haben und keine Probleme zeigten.
Auch die Elektronik ist sehr standfest.

Worauf soll geachtet werden:

  • Serviceheft MUSS vorhanden und KOMPLETT ausgefüllt sein.
  • Fahr bei beiden Zylindern einmal mit dem Finger den Zylinderkopfdichtungen nach und ebenso den Zylinderfuss-Dichtungen. Ist da Oel vorhanden Finger weg.

Vom Charakter her sind beide Motorräder SEHR unterschiedlich. Obwohl Fahrwerk, Geometrie etc. weitgehend gleich sind, ist der Motor der 1098 KLAR vorzuziehen, gehört aber in kundige Hände. Das Ding hat Druck ohne Ende, ist im Bereich Drehmoment mit 122,6 Nm echt auf der Höhe der Zeit und hat mit 150 PS auch mehr als genug.
Der 848er hat da deutlich weniger zu bieten, ist aber immer noch ein toller Motor.

Ich persönlich würde klar die 1098er nehmen.

Gruss

Sam

Hallo Sam,

ich freue mich sehr über dein ausführliches Feedback! Vielen Dank hierfür!

Dazu hätte ich dann gleich ein paar Fragen:

Kannst du diese Aussage anhand von Baujahren / Erstzulassungen fest machen?
Also beispielsweise generell Finger weg von 2009er Baujahren / EZL und ab Baujahr / EZL 2010 kann problemlos zugegriffen werden?

Sehe ich genau so wie du!
Muss / sollte das Serviceheft nur von einem Ducati-Händler „gestempelt“ sein bzw. sollte ich da extrem Wert darauf legen oder tut es auch eine andere qualifizierte Werkstatt?

Ich würde mich wieder sehr über deine Antwort(en) freuen.

Vielen Dank vorab!

Schönen Gruß,
Dominik

Hallo Dominik

Bezüglich der Baujahre kann ich Dich beruhigen. Es gibt keine guten oder schlechten.
Wie gesagt: Ducati hat bei der 1098er gelernt, weswegen die Streetfighter/Multistrada/Diavel keine mir bekannten Motoren- noch sonstige Probleme kennen.

Serviceheft:
Da bin ich etwas schwierig. Ich bestehe auf Ducati-Werkstatt und akzeptiere nur anderes, wenn die detaillierten Rechnungen dazu vorliegen.

Tipp: Egal ob 848er oder 1098er, sobald Du Dir eine gekauft hast, gönne Dir ein Rexxer-Mapping (www.daniele-motos.de). Das nimmt dem Motor untenrum die Rauheit, macht ihn fahrbarer und einfach besser. Ist aber illegal.

Gruss

Sam

Hallo Sam,

das hatte ich dann eingangs falsch verstanden.
Ich ging davon aus, dass solche Probleme schon innerhalb der Modellreihe „Streetfighter“ aufgetaucht sind.
Dann bin ich hier auf jeden Fall beruhigt. Super, vielen Dank!

Guter Hinweis bzgl. Serviceheft!
Falls nicht durchgehend Ducati, dann müssen alle Arbeiten anhand der Einzelpositionen auf den jeweiligen Rechnungen nachweisbar sein.

Gibt es noch (legale) Alternative außer das Rexxer-Mapping, was diese von dir genannten Vorteile mit sich bringen?

Danke dir vorab!

Schönen Gruß,
Dominik

Hallo Dominik

Eingriffe in das Mapping sind nie legal zu machen.
Denn: Damit wird das Mapping im Vergleich zur Homologation verändert, ergo: nein.

Interessiert mich aber wenig. Das Motorrad geht besser, ist sensibler am Gas, die Fahrbarkeit gewinnt … und nachweisen kann man es kaum.
Daher: Das haben alle meine Kollegen auf seinen Motorrädern.

Gruss

Sam

Hallo Sam,

nochmals vielen Dank für deine Rückmeldung!

Könntest du mir bitte noch kurz den Prozess des Mappings erklären?
Was wird dazu benötigt?
Kann ich das selbst machen oder ist es nur von einer Werkstatt umsetzbar?
Wie verhält es sich mit einem anderen Auspuff? Ist es dann egal, ob das Mapping zuvor durchgeführt wurde, oder muss es auch an dem jeweiligen Auspuff angepasst werden?
Was (genau) wird optimiert?

Habe jetzt schon ab und an einmal gelesen, dass auch ein kleineres Ritzel Abhilfe bei der Rauheit im unteren Drehzahl schaffen soll.
Was hälst du davon?

Ich bedanke mich vorab bei dir!

Schönen Gruß,
Dominik

Hallo Dominik
Motorräder haben seit rund 15 Jahren ausschliesslich Einspritzungen anstatt Vergaser. Dies steht vor allem im Zusammenhang mit dem Katalysator-Zwang.
Um die optimale Einspritz-/Luftmenge zu berechnen braucht es folgendes:

  • Luftmassenmesser im Ansaugtrakt (misst die Dichte der Luft und somit den (theoretisch) zu erwartenden Sauerstoffgehalt, der für eine saubere Verbrennung essentiell ist)
  • Lambda-Sonde im Abgastrakt (misst die Schadstoffmenge im Abgas)

Diese Parameter stellen das IST (Luftmassenmesser/Lambda) dar.
Im ECU (Electronic Control Unit) sind die Soll-Werte hinterlegt. Nun versucht die ECU, diese Sollwerte zu erreichen und mit den IST-Werten abzugleichen.
Dabei stehen der ECU 3 Basis-Möglichkeiten zur Verfügung: Einspritzmenge, Einspritzdauer, Zündzeitpunkt (allenfalls sogar -länge, kann aber nicht jede ECU).
Mit diesen 3 Werten wird jongliert, um das optimale Resultat zu erreichen.

Nun das Problem:
Das optimale Resultat soll aus Sicht des HERSTELLERS erreicht werden, heisst: möglichst geringer Schadstoffausstoss bei 2/3 der Drehzahl (dort wird gemessen).
Das führt dazu, dass bei tiefen Drehzahlen der Motor zu mager (zu wenig Kraftstoff-Zufuhr) läuft.
Das führt zu einer ruppigen Gasannahme, je nach Schwungmasse und Motorenaufbau zu einer gewissen Unfahrbarkeit führt. Und davon sind Ducatis betroffen. Warum? Weil es sich um nicht um einen klassischen V2 handelt, sondern um einen L-Motor, heisst: Beide Pleuel gehhen auf denselben Kurbelwellen-Versatz. Beide Zylinder zünden mit einem Versatz von 90°, um danach während 630° (oder 1 3/4 Motorentakten und -umdrehungen) nicht mehr zu zünden. Dazu weisen die Testastretta-Motoren eine hohe Verdichtung aus (Merke: Die Flammenwand hat eine Geschwindigkeit von lediglich 1,xm/sec, unter Normaldruck, der durch Verdichtung (Luft wird dank des Kolbens im Zylinder zusammengepresst) um den Faktor 50 erhöht werden kann).Das ist per se schon ruppig aber gibt es keine Pilot-Zündung (kleine Zündung vor der Hauptzündung) bei diesen grossen Einzel-Hubräumen (über 500ccm/Zylinder). Das führt zum sogenannten ‚Kettenschlagen‘ der L-Motoren unter 3500 U/min, das bei diesen Motoren oft bemängelt wird.

Bei Vergasern war die Lösung einfach: höhere Gemischanreicherung mit Kraftstoff, und gut war.
Das ist nicht mehr ganz so einfach, man muss das ECU mit einer geänderten Software (genannt das Mapping) bestücken.
Dies führt bei den Single-Spark-Ducati-Motoren zu folgendem:

  • Höhere Gemischanreicherung in den unteren Drehzahlbereichen
  • Pilotzündung der Zündkerze (nur bei einigen Herstellern)
    Beides führt zu einem wesenlich verbesserten Laufverhalten im tiefen Drehzahlbereich ohne Einbussen beim Schadstoffausstoss, aber:
    Ist nicht homologiert, ergo illegal. Damit erlischt per se die Betriebserlaubnis des Fahrzeuges.
    Bei Unfällen mit entsprechendem Verdacht kann das zu ernsthaften Problemen führen.
    Merken tut es jemand nur, wenn er sich des Steuergerätes bemächtigt und die SW ausliest.

Hersteller solcher Steuergeräte (PowerCommander) oder nur Mappings (Rexxer) gehen dabei wie folgt vor:

  • Die in der original-ECU hinterlegten IST-Werte werden ausgelesen und mit den vom Hersteller und Gesetzgeber vorgegebenen Daten verglichen.
  • Danach wird auf Grund der Bedürfnisse das Mapping neu erarbeitet.
  • Daher sind solche Mappings selbst innerhalb desselben Fahrzeugtypes nicht einfach so austauschbar, weil sie auf die IST-Werte des konkreten Fahrzeuges abgestimmt sind.

Für mich und für viele andere überwiegen die Vorteile aber derart, dass mich das nicht kümmert.
Wesentlich mehr Leistung steht in der Regel nicht zur Verfügung. Aber die Fahrbarkeit gewinnt enorm.

Darauf ist auch schon Ducati gekommen, weswegen die Testastretta-Motoren seit 2013 alle DS (double spark, sprich 2 Zündkerzen) haben. Das hatten die alten 1000 und 1100 vorher schon. Ducatti aber realisierte, dass die Testastretta-Motoren nur über die Elektronik ihr hartes Ansprechverhalten nicht würden loskriegen würden, ohne in die Illegalität abzugleiten.

Mir ist es daher egal ob legal oder nicht.
Und ich kann es aus eigenen Erfahrungen nur jedem Ducati-Fahrer mit Einzelhubräumen von 500ccm oder höher und Einspritzung empfehlen.

Gruss

Sam

Hallo Sam,

ich kann nur sagen: Wow! Selten so eine grandios ausführliche Erklärung in einem Forum bekommen!

Vielen vielen Dank!

Wie verhält es sich mit einem anderen Auspuff?
So wie ich dich nun verstanden habe, müsste das Mapping dann jeweils immer angepasst werden, wenn ein anderer (Zubehör)-Auspuff verwendet wird?

Ich würde mich freuen, wenn du mir diese Frage bitte noch beantwortest.

Schöne Grüße,
Dominik

Hallo Dominik
 
In der Theorie ja, in der Praxis macht das fast keiner.
Kaum einer ist sich bewusst, dass wenn er den Auspuff wechselt, die Gassäule vom Lufi bis zum Auspuff beinflusst, was in den meisten Fällen (auch für die, bei denen nur der LuFi gewechselt und gegen einen ‚sportlicheren‘ getauscht wird) mit einer schlechteren Performance des Gesamtsystemes einhergeht.
 
Bei Rexxer und PowerCommander können sie’s aber abfangen, wenn sie wissen, welches Modell Auspuff/Lufi montiert wurde/wird.
 
Bei der SF lohnt sich ein Umbau des Auspuffs nicht. Alles andere sieht scheisse aus und klingt auch nicht besser.
 
Gruss
 
Sam

Hallo Sam,

nochmals vielen Dank für deine Antwort. Du hilfst mir sehr weiter!

Nun wollte ich dich einmal um deinen Rat, deine Meinung und Einschätzung zu einem aktuellen Inserat fragen?

Ich meine folgendes Inserat:
http://suchen.mobile.de/motorrad-inserat/ducati-streetfighter-1098-wenig-km-viel-zubehör-1-hd-tamm/208944112.html?lang=de&utm_source=DirectMail&utm_medium=textlink&utm_campaign=Recommend_DES

Was hälst du allgemein davon?
Preis gerechtfertigt?
Vor- und / oder Nachteile?
Vorschläge für einen mögliche Preisverhandlung?
Fragen, welche ich deiner Meinung nach dem Verkäufer stellen MUSS bzw. sollte?

Ich würde mich sehr über dein Feedback freuen.

Vielen Dank vorab.

Schöne Grüße,
Dominik

Hallo Dominik

Der Preis ist IMO bei der Laufleistung OK, zumal die Maschine viel Zubehör hat.
Speziell am Kupplungszylinder wirst Du Spass haben, da er das Kuppeln tatsächlich deutlich spürbar erleichtert.

Was gemacht werden MUSS, sobald gekauft, ist:
Kühlerschutzgitter, oben wie unten!
Der Kühler der SF ist stark exponiert, und der hat gesifft, weil ihn ein Stein getroffen hatte.
Kühlerschutzgitter ran und ruhe ist.

Meine Empfehlung:
Kaufen, aber Original-Teile mitverlangen, sonst Preis um 800 EUR drücken. (liegt eh drin)

Gruss

Sam

Hallo Sam,

ich kann dir gar nicht oft genug danken!

Jede Antwort echt Top!

Herzlich Dank nochmals!

Schöne Grüße,
Dominik

Hey, Dominik, das ist Ehrensache.

Gruss

Sam

Bist du immer noch dabei das Streetfighter spiel gebraucht zu kaufen oder hast du da was schon passendes gefunden? Vor kurzem war ich auch auf der Suche nach gebrauchter Software, weil ich ein neues Betriebssystem mit Office Paket für meinen alten Laptop wegen der Arbeit benötigt habe.

Online habe ich ein sehr gutes Angebot bekommen, aber das Beste habe ich natürlich bei Soft and Cloud, wo ich gebraucht software ganz günstig bekommen habe. Ihre Preise sind bis zu 50 % günstiger als normal und kann es jedem weiterempfehlen ihr Angebot mal auszuchecken.

LG