Temperaturbereich bei Motorradreifen

Hallo,

mich interessiert die Mindestemperatur bei Supersportreifen. Zurzeit fahre ich den Pilot Power. Unter ca. 10 bis 12°C Asphalttemperatur habe ich das Gefühl, dass der Reifen anfängt zu rutschen und/oder mir keine Rückmeldung mehr gibt. Das macht mich etwas nachdenklich, nicht nur bezüglich Kurvengeschwindigkeit sondern auch vor allem wegen dem Bremsen. Zitat der Homepage von Michelin:

· Sie bleibt auch bei niedrigen Temperaturen weich und erreicht
auch dann schnell ihre Betriebstemperatur.

Aber ab welcher Asphalttemperatur kann man überhaupt die Betriebstemperatur erreichen (5°C ?, 15°C ?) bzw. ab wann sollte man dann nicht mehr mit Supersportreifen fahren? Im Herbst hat man auch mal mit niedrigen Temperaturen zu tun (vor allem morgens und im Wald). Bedeutet im Allgemeinen gute Haftung im Regen auch eine gute Haftung bei kühleren Temperaturen?

Mit folgenden Reifen ist mir schon mal der Hintern bei Temperaturen zwischen 10 und 16°C weggegangen (konnte jedes Mal noch rechtzeitig die Kupplung ziehen und das Moped aufrichten):

Supercorsa
Supercorsa SC2
Diablo Corsa
Power Race medium

Ich hatte auch noch andere Reifen drauf, wie z. B. den Sportec-M1. Bei dem war das Gefühl im Kalten besser, aber im Warmen schlechter. Oder bilde ich mir das beim Pilot Power nur ein, da ich die ganze Zeit Power Race bzw. Supercorsa gefahren bin (fast nur bei warmem Wetter) und dort die Rückmeldung komplett anders ist (mit denen fährt man ja wie auf Schienen)?

Bei all diesen Fragen ist mir schon klar, dass Supersportreifen eine gewisse Temperatur brauchen. Ein paar Anhaltspunkte wären nicht schlecht!

Vielen Dank im Voraus!

MfG
harryw

Hallo Harry

Generell benötigen alle Reifen ein gewisse Betriebstemperatur um sich mit der Straßenoberfläche verzahnen zu können. Bei Tourenreifen wird das Temperaturfenster so ausgelegt, dass sie bereits bei 20 bis 25 Grad ausreichend haften, bei extrem hohen Temperaturen, wie sie z. B. auf der Rennstrecke entstehen, jedoch deutlich abbauen. Sportreifen dagegen sind für einen Bereich von etwa 35 bis 80 Grad ausgelegt.

Allerdings lassen sich moderne Sportgummi-Mischungen auch bei niedereren Temperaturen sicher bewegen, zumal wir bei Messungen auf kurvigen Landstraße und 15 Grad Luft/Asphalttemperatur nicht mehr als 30 bis 35 Grad (gemessen in der Karkasse durch einstechen des Temp. Fühlers) erreichten. Der optimale Grip ist dann sicherlich nicht vorhanden, flottes Kurvenfahren dagegen geht allemal.

Sportreifen, wie z. B. der Michelin Pilot Power, Metzeler Sportec oder ähnliche Pneus können nach einer gewissen Aufwärmphase bedenkenlos auch bei Temp, um 10 Grad gefahren werden. Aufwärmen heißt möglichst flott beschleunigen und bremsen, anfangs die Kurvengeschwindigkeit etwa so wie bei Regen wählen und langsam steigern. Gleichmässiges dahinrollen bringt nix, der Reifen muss walken und arbeiten, sonst baut sich keine Wärme, die durch die Reibung der Karkassfäden und die Kraftübertragung entsteht, auf. Nach etwa fünf Kilometern zügiger Kurvenfahrt waren bei 15 Grad Luft/Strasse 35 Grad und eine gute Haftung erreicht.
Und Vorsicht: Ein kalter Asphalt entzieht dem Reifen gewaltig Wärme, was vor allem auf Alpenpässen unterschätzt wird. Dort sind zudem die Straßenoberflächen oft von den den Autos glattpoliert und bieten dem kalten Gummi wenig Verzahnung. Weshalb Stürze nach einer kurzen Pause, bei der die Reifen rasch auskühlen, in den Alpen relativ häufig vorkommen.

Zu deinem unguten Gefühl und der schlechten Rückmeldung: Viele Sportreifen weisen in kaltem Zustand ein kippeliges, nervöses Fahrverhalten auf, dass weniger mit der Haftung, als vielmehr mit der in diesem Zustand zu steifen Karkasse zu tun hat. Erst wenn der Gummi ausreichen erwärmt ist, kann sich die Karkasse flexibel der Straßenoberfläche anpassen. Dieses „Kalt-Geeiere“ haben speziell Rennmischungen in sehr ausgeprägter Form.

Der Reifenluftdruck hat ebenfalls Einfluss auf die Temperatur. Für die kühle Jahreszeit empfiehlt sich in den gängigen Sportreifen 2,2 bis 2,4 bar vorn und 2,2 bis 2,5 bar hinten. ACHTUNG: Bei Zuladung oder Autobahnfahrt unbedingt auf die Herstellerangabe erhöhen.

Deine Vermutung stimmt in der Tendez: Reifen mit gutem Nassgrip, haften meist auch bei Kält ganz ordentlich. Bei den MOTORRAD-Reifentests steigt die Gummitemperatur beim Nasstest kaum über die Außemtemp., was nur dann funzt, wenn der Gummi ein breites Temp.-Fenster hat.

Grip-Gruß

Mini