Was ist das besondere an einem V-Twin?

Ich hab noch keine Ahnung von Motorrädern, weil ich gerade erst den A1 Führerschein mache (bin 16), aber mich interressiert eine Sache schon lange und zwar, wieso gibt es 600ccm Maschinen mit 4 Zylindern, aber auch Maschinen mit mehr als 1000ccm und trotzdem nur 2 Zylindern? Ich habe mir überlegt, dass ein Motor mit wenigen Zylindern bei gleicher Leistungsentfaltung eine höhere Drehzahl hat und somit mehr Fahrspaß bietet, aber schneller verschleißt, viele Zylinder dagegen eben laufruhiger (niedrigere Drehzahlen) sind und langsamer verschleißen.
Ist das absoluter Schwachsinn oder ist da was dran?

MfG LordKugelfisch

Hi,

das solltest du besser selber ausprobieren. Es gibt Sachen, die kann man theoretisch nur unvollkommen nachvollziehen.

Vierzylinder sind die technisch zweckmäßige Lösung, und meist auch haltbarer.
„Wenigzylinder“ bollern halt immer so schön, und es werden ihnen auch Vorteile in der Leistungsentfaltung nachgesagt. Ich halte das mit der Leistungsentfaltung eher für Legende.

Ich fahre einen Vierzylinder, und bin glücklich damit. Manchen Leuten merkst du direkt an, daß sie Muffe bekommen, wenn ihr Vierzylinder bei hohen Drehzahlen zu kreischen anfängt. Die „schwören“ dann auch gerne mal auf andere Motoren. Im Endeffekt ist jeder Motor auf seine Drehzahl ausgelegt, meiner eben auf max. 13.000 Umdrehungen. Es ist doch irgendwie auch logisch, daß das kleine Zeug mit der geringen Masse beim schnellen „hin und her zappeln“ weniger verschleißt.

CU, Franz

Verstehe ich das dann jetzt richtig, dass ein Vierzylinder normalerweise sogar auf höhere Drehzahlen ausgelegt ist, weil er belastungsfähiger ist?
Mir geht es im Prinzip nur darum zu wissen mit welchem Motortyp man die höchsten Drehzahlen fahren kann, weil ich ein Fan von kreischenden Motoren bin.

Je kleiner die Zylinder, desto geringer die zu bewegenden Massen. Das sorgt potentiell fuer die Faehigkeit hoehere Drehzahlen zu erreichen. Weniger Zylinder bei gleichem Hubraum bedeutet im Umkehrschluss mehr bewegte Masse pro Zylinder. Darum werden normale V2 Motoren fuer die Strasse kaum 13.000 Upm erreichen. Kleinere Zylinder haben auch eine bessere Effizienz, da ein kleinerer Brennraum einfach schneller mit Gas gefuellt werden kann. Zusammen mit den hoeherem erreichbaren Drehzahlen haben haben Vielzylinder deshalb in der Regel mehr PS bei gleichem Hubraum.

Wegen der groesseren Brennraeume und der groesseren Masse kann ein gleich grosser Zweizylinder allerdings bei niederiger Drehzahl mit jeder Explosion mehr Schub liefern. Deshalb braucht man die auch gar nicht hoch drehen.

Normalerweise laufen Vielzylinder vom Gefuehl her geschmeidiger, und der Leistungskick oben rum kann natuerlich schon Spass machen. Dafuer koennen feine Vibrationen die man evtl spuehrt auf Dauer ganz schoen ermuedend sein. Auch annimieren hoch drehende Motoren mit weniger Leistung im unteren Bereichen gerne zum agressiven Fahrstil.

Die Vibrationen eines V2 zum Beispiel mag mancher auf Anhieb etwas stoehrender Empfinden. Andere sagen es sei Charakter. Fuer mich trifft zu, dass diese groeberen Vibes auf Dauer weniger ermuedend wirken. Die sattere Kraftenfaltung auf niedrigerem Drehzahlniveau unterstuetzt sich einen ruhigeren, weniger aggressiven Fahrstil anzueignen.

Das wird natuerlich durch Einsatz moderner raffinerter Technik heute alles relativiert. Zum Beispiel dreht meine V-Stom ohne mit dem Kolben zu zucken locker-frisch bis ueber 9000 Upm, was vor einiger Zeit noch so nicht machbar war. Und unten rum hat auch mancher grosse Vielzylinder nicht weniger anzubieten.

Der wahre Unterschied liegt in der Fahrpraxis, wie der Franz schon sagte. Beide Motoren (V2 oder Reihe 4) fuehlen sich einfach ganz anders an, auch wenn sie auf dem Papier die gleichen Werte haetten. Ob Du ein V2 Typ bist oder eine Vierer Typ kannst Du nur selber erfahren.

Also haben Vierzylinder im oberen Drehzahlbereich mehr Leistung und Zweizylinder im unteren?
Haben Crossmotorräder deswegen meistens auch bei 650ccm nur einen Zylinder, weil sie sowieso nie auf hohe Geschwindigkeiten kommen, sondern eher gute beschleunigung brauchen (im Gelände)?

Nee, ja, ehm, das ist weil die leichter sein muessen und weil es bei denen auf gute Leistung im mittleren bis unterem Drehzahlbereich ankommt. Was nuetzt mir 13.000 Upm im Gelaeande? Oder ein 4 Zylinder bei dem schon alleine der Motor so viel wiegt wie ein halbe Crosser?

Das richtige Konzept wird davon bestimmt was Du mit dem Motorrad machen moechtest.

Ihr habt mir schon mal sehr weiter geholfen, danke für eure Antworten. Ich denke noch genauer kann ich es wirklich nur rausfinden wenn ich jeden Motortyp mal Probe fahre, dafür muss ich aber noch ein paar Jährchen warten :frowning:

Oh Gott, wie jung biste den noch??

Naja ein paar Jährchen ist übertrieben, ich bin letzte Woche 16 geworden.

ein echter Youngbiker also

Da wirst du bald eine 125er fahren?

Genau hab Mittwoch meine 3 Nachtfahrten, wenn ich die Prüfung danach net versemmle, hab ich meinen Lappen endlich in der Hand. :slight_smile:
Eine Frage habe ich aber noch:
Wenn ein Vierzylinder zwar höhere Leistung, hat aber auch mehr wiegt ist der einzige Vorteil also der geringere Verschleiß (abgesehen von den verschiedenen Drehzahlbereichen), dafür aber auch einen höheren Preis?

Das kann man alles so pauchal eigentlich nicht sagen. Behalte bitte im Hinterkopf, dass die moderne Technik viele Sachen moeglich macht um Nachteile des einen oder anderen Konzepts zu ueberdecken.

Zum Beispiel gibt es schon sehr leichte 4-Zylinder, die sind dann aber wegen aufwendiger Technik oder Material gewoehnlich teuer in der der Herstellung. Oder es gibt V2 Motoren die sind im Prinzip unkaputtbar. Die Honda Transalp oder die Afrika Twin sind Musterbeispiele an Langlebigkeit. Ich hatte mal eine Honda PC800 (auch ein V2). Da war bis 72,000 km NICHTS kaputt oder einzustellen, die hat niemals einen Schraubenschluessel gesehen. Mein Werkzeug war nach ein paar Jahren rostig und teilweise unbrauchbar geworden. Dann wurden fuer ein paar hundert Maerker die Ventile eingeschliffen - und weiter gings fuer meinen Kaeufer. Ein Horror fuer Werkstaetten.

Schau doch mal die Suzki Bandit 600 und die Suzuki SV650 an. Ein ganz gutes Beispiel fuer die Unterschiedlichen Bauweisen und gleichzeitig fuer moderne Technik die hilft Nachteile zu ueberwinden.

Die SV hat mehr Dampf unten und in der Mitte, laeuft meiner Ansicht nach geschmeidiger, hat aehnlich viel Spitzenleistung, und ist dazu noch leicher. Die „Power Pulses“ im mittleren Bereich sind nicht stoehrend, sondern machen einfach Spass. Die Bandit ist dagegen eine dicke schwerfaellige Naehmaschine.

Und nun vergleich mal mit einer GSXR600 - Gewicht, Leistung, Drehmomentkurve - aber auch den Preis!

Danke für den Tipp mit dem Vergleich der Bandit mit der SV650, dabei ist mir nämlich noch ne Sache aufgefallen die ich mich auch schon immer gefragt habe:
Warum hat die SV mehr Drehmoment obwohl sie geringere Nennleistung hat? Wenn das Drehmoment die Leistung ist wie sie letztendlich vom Motor auf die Welle abgegeben wird (so hab ich es zumindest verstanden), was bedeuteten dann eigentlich PS/KW?

Was den Vergleich angeht würde ich die Bandit voll in die Tonne treten ums bildlich zu machen :wink: Sie hat weniger Leistung, deutlich mehr Gewicht, kostet „nur“ 500€ weniger und so wie ich das bis jetzt verstanden habe ist ein V2 für den Alltag sowieso besser (z.B. Landstraße), oder? Haben deswegen die meisten Supersportler einen Vierzylinder? Weil das für die Rennstrecke am besten ist und weil sie von der Bauart den selben Motor haben müssen wie in der entsprechenden Rennserie, um starten zu dürfen?
Ich hoffe ich hab mich nicht zu umständlich ausgedrückt

MfG LordKugelfisch

Hi,

du solltest du theoretischen Betrachtungen nicht auf die Spitze treiben. Man geht damit leicht in die Irre.

Drehmoment ist mitnichten Leistung. Leistung ist Drehmoment x Drehzahl x irgendein Faktor.
Erst durch die Drehzahl wird das Drehmoment zu Leistung.

Zur Zeit haben wir so eine sinnlose Drehmomentmanie die zum großen Teil aus Halbwissen resultiert. Das Drehmoment am Hinterrad ist wichtig, aber um das zu haben mußt du noch die Übersetzung mit einbeziehen, dann sieht die Sache wieder ganz anders aus.
Dieselautos sind wegen der geringen maximalen Drehzahl ellenlang übersetzt, diese lange Übersetzung setzt das gewaltige Drehmoment wieder auf Normalmaß runter. Darum habe ich mit meinem 330nm Benziner mehr Drehmoment am Hinterrad wie ein 400nm Diesel. Das funktioniert erwiesenermaßen auch in der Praxis

CU, Franz

Tach Peter,

hast du dein V-Strom eigentlich noch?

Gruß
Heinz

Das sagen mir meine Eltern auch immer, ich soll nicht alles pauschalisieren. Liegt wohl irgendwie in meinem Charakter, dass ich alles immer in Schemas (?) einordnen will.
Was genau beziffert denn dann die KW/PS Angabe?




Yep - ein Jahr brauchte ich fuer den ganzen Kinderkram, jetzt laeuft sie schon eine Weile geschmiert wie ein Turbo-Zaepfchen [image]http://www.krollpeter.com/forum/PK%20Smilies/tongue3.gif[/image]

Aber lass uns hier nicht ueber die V-Strom reden, es sei denn ueber deren V2.




Man kann immer fragen. Schau mal zuerst im Motorrad Lexikon http://www.motorradonline.de/mrd/lexikon. Z.B. kannst Du den Begriff „Primärantrieb“ eingeben. Du kannst auch eine Google Suche mit Deinen Suchbegriffen starten. Fuer mich ist das alles lange her, ich kenn mich da auch nicht mehr so doll aus. Lass mich mal wissen, was Du herausgefunden hast. Koennte doch interessant sein.

Von mir aus! Was ich wissen wollte, weiß ich ja jetzt! :slight_smile:

Hab einen interressanten Thread in einem anderen Forum gefunden:
Ups, bist Du ein Mensch? / Are you a human?
Sind anscheinend alles V2 Fans…